Gut drei Monate nach dem Mord an einem Georgier in Berlin will der Generalbundesanwalt laut Informationen von t-online.de die Ermittlungen an sich ziehen. Die Ermittler verdächtigen staatliche russische Organe als Auftraggeber des Verbrechens. Auch «Spiegel Online» berichtete über die neue Entwicklung. Demnach gibt es einen Durchbruch bei den Ermittlungen.
Der in Untersuchungshaft sitzende Verdächtige mit gefälschter Identität habe als mutmasslicher Mörder eines russischen Geschäftsmanns 2013 identifiziert werden können. Das Investigativportal «Bellingcat» berichtete zeitgleich, der wahre Name des Mannes sei Vadim Nikolaevich Krasikov. Alle Hinweise auf ihn in Datenbanken des russischen Staates seien seit den Ermittlungen 2013 gelöscht worden. Dafür sei eine weitreichende Staatsintervention notwendig.
BREAKING: @Bellingcat & its investigative partners have identified the killer of Georgian Zelimkhan Khangoshvili, who earlier this year was shot in Berlin by an assassin arriving on a bicycle, as Vadim Nikolaevich Krasikov, a Russian citizen aged 54. https://t.co/31J0eRHW3A
— Bellingcat (@bellingcat) December 3, 2019
Sollte die Bundesanwaltschaft nun den Schritt gehen und die Ermittlungen an sich ziehen – was ab sofort als wahrscheinlich gelten kann – dürften sich die deutsch-russischen Beziehungen massgeblich verschlechtern. Noch vor Kurzem hatte der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang , sich sehr vorsichtig zum Fall geäussert: Bevor die Bundesanwaltschaft den Fall übernehme, müsse man hinsichtlich der «erheblichen politischen Auswirkungen» einen Anschlag «unter falscher Flagge» ausschliessen können.
Der 40 Jahre alte Tschetschene mit georgischer Staatsangehörigkeit war am 23. August in einem kleinen Park in Berlin-Moabit von hinten erschossen worden. Der mutmassliche Täter hatte sich mit einem Fahrrad genähert und hatte seinem Opfer in den Kopf geschossen – genau wie 2013 in Moskau. Wegen einer möglichen Verstrickung Russlands gab es früh Forderungen nach einer Übernahme durch die Bundesanwaltschaft. Diese ist nur dann zuständig, wenn der Verdacht besteht, dass der Geheimdienst einer fremden Macht involviert ist.
Der Fall weckt unter anderem Erinnerungen an den Fall Sergej Skripal in Grossbritannien. Der ehemalige russische Geheimdienstler und seine Tochter waren mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden. Westliche Staaten gehen vom russischen Staat als Auftraggeber aus. Die mutmasslichen Attentäter sind russische Geheimdienstler. Der Mordanschlag hatte erhebliche Folgen für die diplomatischen Beziehungen.
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