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Riskiert Trump einen heissen Krieg mit China?

A member of Pakistan Navy is seen at the Gwadar port in Pakistan's Balochistan Province April 12, 2016. REUTERS/Kay Johnson
Von den Chinesen zum militärischen Stützpunkt aufgerüstet: der Hafen von Gwadar in Pakistan.

Riskiert Trump einen heissen Krieg mit China?

Der neue US-Präsident will den Chinesen den Zugang zu den künstlichen Inseln im Südchinesischen Meer verwehren – und da versteht Peking gar keinen Spass.
21.01.2017, 10:0721.01.2017, 21:43
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So lange ist es nicht her, da geisterte der Begriff «Chinamerica» durch die Medienlandschaft. Darunter verstand man die fast symbiotische Beziehung zwischen China und den USA, die im Wesentlichen darin bestand, dass die Chinesen viel und billig produzierten und die Amerikaner viel und auf Pump konsumierten. Damit ist definitiv Schluss. Der neue Präsident Trump findet Handelsdefizite schlecht und will alles daran setzen, die Leistungsbilanz mit China auszugleichen.  

«Das Auftauchen Chinas als eine maritime Supermacht ist eine Herausforderung an die Vorherrschaft der USA.» 
«Financial Times»

Doch es ist nicht ein möglicher Handelskrieg, der Analysten der Geopolitik Bauchgrimmen verursacht. Es ist ein Zitat Rex Tillersons vor dem Senat. Darin geht es um die künstlichen Inseln im Südchinesischen Meer. Die Vereinigten Staaten müssten «China ein klares Signal senden, dass diese Insel-Bauerei erstens gestoppt werden, und zweitens, dass der Zutritt zu diesen Inseln den Chinesen verwehrt werden muss», so der nominierte neue US-Aussenminister.  

Die umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer.
Die umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer.

Um die Brisanz dieser Äusserung zu erfassen, muss kurz die Strategie Pekings in diesem Gebiet erläutert werden. Seit ein paar Jahren verfolgt China eine Strategie, die offiziell «One Road, One Belt» genannt wird. Es handelt sich dabei um eine Art moderne Seidenstrasse. Damit soll der Einfluss Chinas bis nach Europa und in die Ölregionen des Nahen Ostens ausgebaut werden.  

China will sein Hinterland schützen, vom Südchinesischen Meer bis zum Indischen Ozean.
China will sein Hinterland schützen, vom Südchinesischen Meer bis zum Indischen Ozean.

An der neuen Seidenstrasse wird mit Volldampf gearbeitet. So hat China in der pakistanischen Stadt Gwadar einen modernen Hafen finanziert, der gleichzeitig kommerziellen und militärischen Zwecken dienen kann. Gwadar ist Teil einer «Perlenkette», Basen, die Peking vom Südchinesischen Meer bis in den Indischen Ozean errichten will, um seinen maritimen Hinterhof zu schützen und Zugang zu den Rohstoffen von Afrika und dem Nahen Osten zu sichern.

Die «Financial Times» hat kürzlich den Fortschritt der neuen Seidenstrasse unter die Lupe genommen und ist dabei in Anlehnung an den ehemaligen Slogan der Weltmacht Grossbritannien zum Fazit gekommen: «China rules the waves» (Früher hiess es natürlich «Britannia rules the waves».)  

Den Zugang zu den Inseln verweigern bedeutet Krieg

«Das Auftauchen Chinas als eine maritime Supermacht ist eine Herausforderung an die Vorherrschaft der USA in diesem Gebiet, die ein wichtiger Teil der Pax Americana darstellt, der Periode des relativen Friedens seit dem Zweiten Weltkrieg», so die «Financial Times».  

epa05711148 Former CEO of Exxon Mobile and Donald Trump's nominee for Secretary of State Rex Tillerson testifies at his nomination hearing before the Senate Foreign Relations Committee in the Dir ...
Fordert die Chinesen heraus: der neue US-Aussenminister Rex Tillerson.Bild: JIM LO SCALZO/EPA/KEYSTONE

Sollten die Amerikaner tatsächlich versuchen, den Chinesen den Zugang zu den künstlichen Inseln zu verweigern, dann würde das von Peking als Kriegshandlung interpretiert werden. Das schreckt auch die Analysten in den USA auf. Charles M. Blow zitiert in der New York Times Bonnie Glaser, eine Asienspezialistin am Center for Strategic and International Studies in Washington:

«Was werden wir tun, wenn wir die Inseln abriegeln und die Chinesen sie mit Flugzeugen besetzen? Sie abschiessen? Das würde mit Sicherheit in einem heissen Krieg mit China enden.»
Bonnie Glaser

Loses Maulwerk und Twitter-Daumen

Auch der Economist äussert grösste Bedenken. Trump habe völlig verantwortungslos begonnen, «Amerikas sorgfältig genähtes Beziehungsnetz mit der aufstrebenden Supermacht China zu zerreissen» und setze dabei wichtigste bilaterale Beziehungen aufs Spiel, so das Wirtschaftsmagazin.  

Charles M. Blow gibt sich alarmiert: «Dieser Mann mit seinem losen Maulwerk und seinen twitternden Daumen könnte uns tatsächlich in einen Krieg drängen, und nicht mit einem Land wie Afghanistan, sondern mit einer Nuklearmacht, die etwas zu beweisen hat.»

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Crank
21.01.2017 11:53registriert Dezember 2015
Liebe Supermächte
Wie wärs wenn Ihr zur Abwechslung, anstatt um die Vorherrschaft auf dem Planeten zu kämpfen, mal zusammenarbeiten würdet um für alle eine besserer Welt zu erschaffen?
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zombie woof
21.01.2017 10:51registriert März 2015
Denn er weiss nicht was er tut! Trump ist wie ein kleines, verzogenes Kind das im Sandkasten erstmal alle Kinder vergrault, dann alles kaputt macht und anschliessend heulend zu Mama rennt, weil niemand mit ihm spielt. Trump ist derart unberechenbar und dumm, dem traue ich alles zu!
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rodolofo
21.01.2017 10:33registriert Februar 2016
Aber der wird doch wohl nicht...
Wie oft haben wir uns das in letzter Zeit bei Trump gedacht!
Und jedes Mal hat er uns eines Schlechteren belehrt, indem er es trotzdem machte.
Dieser Mann an der Spitze ist zum grössten Sicherheit-Risiko für die USA und für die Welt geworden!
Der Super-GAU wäre, wenn der Kerl auf den "Roten Knopf" drücken würde, weil er seinem faschistoiden Über-Ich-Vater und allen Fans und Kritikern beweisen müsste, dass er kein Waschlappen mit falschem Haar ist, sondern dass er zu den "Killern" gehört.
Der Mann müsste eigentlich zwangsweise in eine Klinik eingeliefert werden.
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