Die Meldung schlug heute ein wie eine Bombe: Joe Thornton kehrt auf Schweizer Eis zurück und wird ein drittes Mal für den HC Davos seine Schlittschuhe schnüren. Der heute 41-jährige NHL-Superstar hatte bereits während der beiden Lockouts 2004/05 und 2012 beim Schweizer Rekordmeister gespielt. Damals hatte Thornton auch seine heutige Frau Tabea kennengelernt. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter und besitzen eine Wohnung in Davos, wo sie fast jeden Sommer verbringen.
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— Hockey Club Davos (@HCDavos_off) October 15, 2020
Nun überbrückt Thornton in seiner zweiten Heimat die Zeit bis zum aufgrund der Corona-Pandemie verschobenen NHL-Start – am 1. Januar soll es in Übersee weitergehen. Der NHL-Saurier spielt vorerst gratis für den HCD, nächste Saison wollen die Bündner dem Kanadier aber eine kleine Entschädigung zahlen. Allerdings nur dann, wenn sie aufgrund der Corona-Pandemie auch dazu in der Lage sind.
«Big Joe» wird beim HCD seine alte Nummer 97 tragen und nicht die 19 aus der NHL. «Marc Aeschlimann trägt hier die 19. Ich werde ihn sicher nicht fragen, ob er wechseln will. Und mein kleiner Sohn bat mich, wieder die 97 zu nehmen», erklärt er gegenüber dem Tages-Anzeiger. Das Ausländer-Konto wird Thornton bei seinem zweiten Comeback nicht belasten, seit einem Jahr besitzt er neben dem kanadischen auch den Schweizer Pass. Auch ein NHL-Vertrag muss nicht versichert werden, da Thornton nach seinem vorläufigen Vertragsende bei den San Jose Sharks gerade ohne Klub ist.
Bereits am Samstag gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers soll Thornton erstmals zum Einsatz kommen. Wie gut er in Form ist, steht noch in den Sternen. «Mein Timing in Spielsituationen wird nicht mehr da sein, das muss ich erst wieder finden. Und ich werde müde sein nach dem ersten Shift, müde sein nach dem ersten Drittel. Und am nächsten Morgen erst … Es wird eine Herausforderung sein», glaubt der Rückkehrer.
Zuversichtlicher ist da HCD-Trainer Christian Wohlwend, da der NHL-Gast ja bereits seit Juli mit dem Team trainiert hat: «Joe ist keiner, der neu dazustösst. Er ist bereits einer von uns», so Wohlwend im «Tages-Anzeiger». Für Thornton, der wohl als Center zwischen den Flügeln Luca Hischier und Aaron Palushaj beginnen wird, ist der neue Mann an der HCD-Bande die grosse Umgewöhnung. Bislang hatte er in Davos stets unter Arno del Curto gespielt. Aber Wohlwend habe «definitiv etwas von Arno», glaubt der Kanadier und meint damit vor allem den «positiven Wahnsinn».
Mit Del Curto habe er vor seinem neuen HCD-Engagement auch gesprochen. «Ich bin sicher, er wird zuschauen bei meinem ersten Spiel. Aber es wird komisch sein, für Davos zu spielen und nicht von Arno gecoacht zu werden», gesteht Thornton. Del Curto sei ein guter Freund. «Er ist einfach der Grösste, eine Legende hier in der Schweiz.»
Wie seine Zukunft nach dem HCD-Engagement aussieht, weiss Thornton noch nicht so genau. Er hoffe, in ein paar Tagen mehr sagen zu können. «Der Wunsch, weiter in San Jose zu spielen, ist da. Ich kann immer noch dorthin zurückkehren, alles ist möglich.» Er habe auch gesehen, dass sein alter Kollege Patrick Marleau nun auch wieder in San Jose spielen wird, sagt Thornton, der sich in der Schweiz die nötige Form für eine weitere NHL-Saison holen will. (pre)