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Nach dem Blutbad von München mit neun Todesopfern und stundenlangem Ausnahmezustand hat die Polizei Entwarnung gegeben: Der Täter, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, habe mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine gehandelt und sich danach selbst erschossen, teilten die Ermittler am frühen Samstagmorgen mit. Ein Nachbar beschrieb ihn gegenüber der «Bild»-Zeitung als «eher ruhigen Typ».
Die Polizei äusserte am Samstag Mittag die Vermutung, der Täter habe sich psychiatrischer Behandlung befunden und habe unter einer Depression gelitten.
Die Hintergründe der Tat und das Motiv seien noch völlig unklar, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä am frühen Samstagmorgen. Die Leiche des jungen Mannes wurde etwa einen Kilometer vom Olympia-Einkaufszentrum entfernt aufgefunden. Der Mann, der zuletzt mehrere Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt hatte, war bislang noch nicht polizeilich aufgefallen.
Die Hausdurchsuchung seiner Wohnung habe ergeben, dass es sich wohl eher um einen typischen Amoklauf gehandelt habe, als um ein dschihadistisches Tatmotiv. Der Täter steht in keinerlei Verbindung zum «IS». Auffallend hingegen ist, dass die Schiesserei genau am Jahrestag des Breivik-Attentates stattgefunden hat. Ausserdem habe sich der Täter im vornherein gründlich mit dem Thema Amok auseinandergesetzt.
27 weitere Personen wurden bei dem Anschlag verletzt, drei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr, darunter auch ein 12-Jähriger. Unter den Opfern sind fünf Jugendliche, teilte die Polizei mit.
Nach Angaben Andräs hatte der 18-Jährige die ersten Schüsse in einem Schnellrestaurant abgegeben, anschliessend feuerte er aus seiner Pistole auch in einem Einkaufszentrum und ergriff die Flucht.
Es sei nicht davon auszugehen, dass es weitere Täter gegeben habe, so die Münchner Polizei.
Die Hinweise deuten auf einen Amoklauf und nicht auf einen Terroranschlag hin.
Eine Zivilstreife sei schon früh auf den Täter gestossen und hatte auch auf ihn geschossen. Der Täter wurde dabei nicht getroffen. Zwischenzeitlich habe man den Mann aus den Augen verloren. Geklärt werden soll noch, ob er mit dem Auto zum Tatort gefahren sei.
Weitere Details aus dem Leben des mutmasslichen Todesschützen seien noch nicht bekannt. Das Hauptaugenmerk habe nach den Schüssen vor allem darauf gelegen, die Sicherheit in München zu gewährleisten, sagte Polizeipräsident Andrä. Die Polizei geht allerdings davon aus, dass es sich bei dem Mann, der auf einem im Internet kursierenden Video auf einem Parkdeck zu sehen ist, um den Täter handeln könnte.
Die Leiche des Deutsch-Iraners sei in einer Nebenstrasse in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums gefunden worden, sagte Andrä. Es sei zudem eine Pistole sichergestellt worden.
Die Tatwaffe war eine 9mm Glock. Die Seriennummer war ausgefeilt. Da der Täter keinen Waffenschein besass, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Waffe illegal besorgt wurde. Anhaltspunkte, dass eine sogenannte Langwaffe im Einsatz gewesen sei, gebe es nicht. Zunächst war aufgrund von Zeugenaussagen noch von drei flüchtigen Männern mit «Langwaffen» ausgegangen worden. Dies könne mit einem Auto zusammenhängen, das mit hoher Geschwindigkeit vom Tatort davongefahren sei. Dies habe aber nichts mit den schrecklichen Geschehnissen zu tun gehabt.
Es ist bereits die zweite schwere Gewalttat in Deutschland innerhalb weniger Tage. Am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Die Tat soll einen islamistischen Hintergrund haben. Die Polizei sieht keine Parallelen des Münchner Falls mit dem Zugangriff. (leo/wst/sda/dpa)