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Amoklauf in München: Was wir bislang über Tat und Täter wissen

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Zehn Tote, grosse Unsicherheit, massives Polizeiaufgebot: Impressionen aus München
Grosseinsatz in München: Vor einer McDonald's-Filiale nahe eines Einkaufszentrums sind am Freitagabend Schüsse gefallen.
quelle: epa/dpa / sven hoppe
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Amoklauf in München: Was wir bislang über Tat und Täter wissen

Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner tötete am Freitagabend in München neun Menschen und verletzte 16 weitere zum Teil schwer, bevor er sich selbst richtete. Wir listen hier die Fakten der Gewalttat auf, soweit sie bekannt sind.
23.07.2016, 04:2423.07.2016, 13:18
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>>> Über die aktuellen Entwicklungen in München berichten wir hier.

Wer ist der Täter?

Nach dem Blutbad von München mit neun Todesopfern und stundenlangem Ausnahmezustand hat die Polizei Entwarnung gegeben: Der Täter, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, habe mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine gehandelt und sich danach selbst erschossen, teilten die Ermittler am frühen Samstagmorgen mit. Ein Nachbar beschrieb ihn gegenüber der «Bild»-Zeitung als «eher ruhigen Typ».

Die Polizei äusserte am Samstag Mittag die Vermutung, der Täter habe sich psychiatrischer Behandlung befunden und habe unter einer Depression gelitten. 

Was sind die Motive?

Die Hintergründe der Tat und das Motiv seien noch völlig unklar, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä am frühen Samstagmorgen. Die Leiche des jungen Mannes wurde etwa einen Kilometer vom Olympia-Einkaufszentrum entfernt aufgefunden. Der Mann, der zuletzt mehrere Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt hatte, war bislang noch nicht polizeilich aufgefallen.

Die Hausdurchsuchung seiner Wohnung habe ergeben, dass es sich wohl eher um einen typischen Amoklauf gehandelt habe, als um ein dschihadistisches Tatmotiv. Der Täter steht in keinerlei Verbindung zum «IS». Auffallend hingegen ist, dass die Schiesserei genau am Jahrestag des Breivik-Attentates stattgefunden hat. Ausserdem habe sich der Täter im vornherein gründlich mit dem Thema Amok auseinandergesetzt. 

epa05437358 Vehicles of the police are seen near a shopping centre in Munich, Germany, 23 July 2016. According to authorities, at least 10 people died, including the suspect, and 16 were hospitalized  ...
Grosseinsatz der Münchner Polizei nahe eines Shoppingcenters in der Innenstadt: Insgesamt waren 2300 Beamte im Einsatz.Bild: EPA/DPA

Wie viele Verletzte gibt es?

27 weitere Personen wurden bei dem Anschlag verletzt, drei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr, darunter auch ein 12-Jähriger. Unter den Opfern sind fünf Jugendliche, teilte die Polizei mit.

Nach Angaben Andräs hatte der 18-Jährige die ersten Schüsse in einem Schnellrestaurant abgegeben, anschliessend feuerte er aus seiner Pistole auch in einem Einkaufszentrum und ergriff die Flucht.

Gewalttat in München: Hier fanden die Angriffe statt.
Gewalttat in München: Hier fanden die Angriffe statt.
Bild: screesnshot/tinfancial times

Handelte der Täter alleine?

Es sei nicht davon auszugehen, dass es weitere Täter gegeben habe, so die Münchner Polizei.

Handelt es sich um einen Terroranschlag?

Die Hinweise deuten auf einen Amoklauf und nicht auf einen Terroranschlag hin.

Wann wurde der Schütze gestellt?

Eine Zivilstreife sei schon früh auf den Täter gestossen und hatte auch auf ihn geschossen. Der Täter wurde dabei nicht getroffen. Zwischenzeitlich habe man den Mann aus den Augen verloren. Geklärt werden soll noch, ob er mit dem Auto zum Tatort gefahren sei.

epa05437238 An entrance to the Munich Central station is blocked with police tape after a shootout in Munich, Germany, 22 July 2016. After a shootout at the Olympia shopping centre during Friday eveni ...
Zeitweise war die Stadt völlig abgeriegelt: Gesperrter Zugang zum Münchner Hauptbahnhof.Bild: EPA/DPA

Welchen Hintergrund hat der Täter?

Weitere Details aus dem Leben des mutmasslichen Todesschützen seien noch nicht bekannt. Das Hauptaugenmerk habe nach den Schüssen vor allem darauf gelegen, die Sicherheit in München zu gewährleisten, sagte Polizeipräsident Andrä. Die Polizei geht allerdings davon aus, dass es sich bei dem Mann, der auf einem im Internet kursierenden Video auf einem Parkdeck zu sehen ist, um den Täter handeln könnte.

Die Leiche des Deutsch-Iraners sei in einer Nebenstrasse in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums gefunden worden, sagte Andrä. Es sei zudem eine Pistole sichergestellt worden.

Welche Waffen benutzte der Schütze?

München Schiesserei
Der mutmassliche Schütze vor einer McDonald's-Filiale in der Münchner Innenstadt.bild. pd

Die Tatwaffe war eine 9mm Glock. Die Seriennummer war ausgefeilt. Da der Täter keinen Waffenschein besass, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Waffe illegal besorgt wurde. Anhaltspunkte, dass eine sogenannte Langwaffe im Einsatz gewesen sei, gebe es nicht. Zunächst war aufgrund von Zeugenaussagen noch von drei flüchtigen Männern mit «Langwaffen» ausgegangen worden. Dies könne mit einem Auto zusammenhängen, das mit hoher Geschwindigkeit vom Tatort davongefahren sei. Dies habe aber nichts mit den schrecklichen Geschehnissen zu tun gehabt.

Steht die Tat in einem Zusammenhang mit der Axt-Attacke in Würzburg?

Es ist bereits die zweite schwere Gewalttat in Deutschland innerhalb weniger Tage. Am Montagabend hatte ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt und einem Messer vier Touristen aus Hongkong in einem Regionalzug bei Würzburg schwer verletzt. Einsatzkräfte erschossen den Jugendlichen. Die Tat soll einen islamistischen Hintergrund haben. Die Polizei sieht keine Parallelen des Münchner Falls mit dem Zugangriff. (leo/wst/sda/dpa)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Angelo C.
23.07.2016 09:29registriert Oktober 2014
Was ich bei manchen solcher Taten oft als symptomatisch empfinde, sind die völlig unzuverlässigen Zeugenaussagen : Es wurden mehrfach drei Männer "gesehen", dazu ihre angeblichen Langwaffen, also Gewehre statt einer einzigen Pistole - und dies nicht nur im Mc Donalds und im Einkaufszenter, sondern gleich an 2-3 Stellen der Stadt 🙄!


Auch wenn man die Motivation des ebenfalls jugendlichen Täters noch nicht kennt (Islamismus, psychische Probleme o.ä.) gehe ich aber doch davon aus, dass der definitive Auslöser die Vorgängertat in Würzburg durch den nahezu gleichaltrigen gewesen sein mag...
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Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geholfen haben soll. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau am Donnerstag mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die «Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen» erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.

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