Er ist ein Bonvivant, spielt gerne Karten, zeigte sich im Vorfeld der US Open auch als versierter Basketballspieler, immer mit Maske zwar, klar. Trotzdem wurde der Franzose Benoît Paire (ATP 22) nun positiv auf das Coronavirus getestet. Seit dem 18. August befindet sich der 31-Jährige in der Tennis-Bubble in New York, die fünf bisher gemachten Abstriche waren negativ.
Das Protokoll sieht vor, dass Paire aus dem Feld entfernt wird. Paire muss sich für zehn Tage im Hotel isolieren, wer mit ihm in Kontakt gestanden ist, muss für 14 Tage in Quarantäne. Auch für diese Spieler und Betreuer müsste das Turnier vorbei sein, ehe es begonnen hat.
Gemäss der französischen Sportzeitung «L'Equipe» sind elf Personen betroffen. Der amerikanische Tennis-Profi Noah Rubin (ATP 228) bestätigt das in seinem Podcast «Behind The Racquet». Die Information habe er direkt von den Betroffenen. Und er sagt: «Es sind ausschliesslich Spieler.»
Doch statt diese vom Turnier auszuschliessen, hätten diese ein Dokument unterzeichnet, das ihnen zwar den Zugang zu gewissen Arealen verbietet, aber nicht zur Anlage und sie auch nicht von der Teilnahme ausschliesst. Rubin sagt: «Ich vermute, dass mindestens einer, wenn nicht mehrere Top-Spieler betroffen sind, und man das Turnier nicht absagen will.»
Sollten doch noch Spieler aus dem Hauptfeld entfernt werden, würden sie durch Doppel-Spieler ersetzt. Die Blase, die eine kontrollierte Umgebung für Spieler und Betreuer kreieren soll, sei ein Feigenblatt. Die zwei Hotels in Long Island, in denen die Teilnehmer einquartiert sind, seien für andere Gäste zugänglich. Rubin sagt: «Verarscht mich nicht mit dieser Bubble. Es ist absurd, was vorgeht.» Er erinnerte daran, dass die Inkubationszeit, der Zeitraum zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit, bei Covid-19 bis zu 14 Tage betragen könne. Enge Kontakte von Benoît Paire nicht sofort auszuschliessen, sei verantwortungslos und inakzeptabel.
Stellt sich die Frage, wie und wo sich Paire angesteckt haben könnte. Sie bleibt wohl unbeantwortet. Der Österreicher Dominic Thiem sagt: «Es sind so viele Involvierte. Die Möglichkeit, dass jemand positiv getestet wird, ist natürlich sehr gross.» Wer die Anlage, die groteskerweise im Corona Park liegt, betritt, muss jeweils einen Fragebogen ausfüllen und die Temperatur messen lassen. Alle vier Tage werden Abstriche durchgeführt. Es besteht Maskentragepflicht, aufhalten dürfen sich Teilnehmer und Betreuer nur im Hotel und auf der Anlage. Wer dagegen verstösst, wird ausgeschlossen. So steht es jedenfalls im siebenseitigen Sicherheitsprotokoll.
Dieses basiert auf vier Pfeilern: Bildung von Gruppen, regelmässige Tests und Contact Tracing, Maskentragepflicht, und Abstand halten. Jeder trägt einen Sender auf sich, der mittels Radiowellen aufzeichnet, wer mit wem in Kontakt gekommen ist – ähnlich der SwissCovid-App. «Die Massnahmen verringern die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Ansteckungen kommt», sagt Bernard Camins am Tag vor dem Start der US Open zur Zeitung «USA Today». Er ist Medical Director für Infektionsprävention beim Mount Sinai Hospital, der die Veranstalter der US Open berät. «Aber wir können nicht garantieren, dass es keine Ansteckungen gibt. Niemand kann das.»
Dass Paire sich innerhalb der Blase angesteckt hat, in der sich die Spieler befinden, hält Camins für praktisch unmöglich. Dominic Thiem sagt: «Es gibt wohl keinen sichereren Platz auf der Welt als hier.» Die Spieler würden 24 Stunden überwacht und könnten ihr Hotel nur verlassen, um auf die Anlage zu gelangen.
Sorgen macht sich der Österreich zwar noch keine, er sagt aber auch: «Scheisse würde es werden, wenn das eine Infektionskette wird.» Doch ganz so undurchlässig, wie es Veranstalter darstellen, scheint die Tennis-Blase nicht zu sein. Bleibt zu hoffen, dass der Druck nicht zu gross wird. Und am Ende zu platzen droht.