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Fifa-Chef Infantino zügelt nach Katar - nimmt er die Fifa gleich mit?

epa09648904 FIFA President Gianni Infantino (R) and Qatar's Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani (L) present the trophy after Algeria won the FIFA Arab Cup final match between Tunisia and Algeria ...
Fifa-Präsident Gianni Infantino und Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani. Bild: keystone

Fifa-Chef Infantino zügelt nach Katar – Sepp Blatter: «Er will auch Hauptsitz verlegen»

Knapp ein Jahr vor der Fussball-WM in Katar wird publik: Fifa-Chef Gianni Infantino hat im Wüstenstaat ein Haus gemietet und schickt zwei seiner Kinder in Doha zur Schule. Macht es Sinn, dass er die WM vor Ort vorbereitet? Gegenüber CH Media nimmt jetzt Langzeit-Fifa-Chef Sepp Blatter Stellung.
16.01.2022, 15:46
Patrik Müller / ch media
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Als diese Zeitung im Herbst 2020 den Fifa-Chef zum Interview traf, kursierten Gerüchte, der Weltfussballverband prüfe den Wegzug aus Zürich. Gianni Infantino dementierte die Spekulationen in aller Form: «Das wird nicht passieren!» Seither gab er wiederholt Plädoyers zugunsten von Zürich als Hauptsitz ab, obwohl der Verband mittlerweile in einem Dutzend ausländischer Städte regionale Niederlassungen unterhält.

Doch wie sehr steht Infantino wirklich hinter dem Hauptsitz Zürich? Zumindest privat ist er den Lockrufen aus dem arabischen Raum gefolgt. «Heimlicher Umzug: Infantino wohnt jetzt in Katar!», titelt der «SonntagsBlick».

Noch im vergangenen Frühling, als solche Umzugsgerüchte erstmals aufkamen, hatte die Fifa diese entschieden bestritten. Jetzt bestätigt sie, dass ihr Präsident ein Haus in Doha, Katars Hauptstadt, gemietet habe und dass seine Familie dort wohne. Zwei seiner Kinder wurden dort eingeschult.

In Zürich wird Infantino kaum noch gesichtet

Zugleich wiegelt die Fifa ab: Infantino sei auch in Zürich präsent, er verbringe nur etwas die Hälfte seiner Arbeitszeit in Doha. Wie oft er noch in Zürich ist, bleibt unklar. Im Hauptsitzgebäude in der Nähe des Zürcher Zoos, das zurzeit wegen der Homeoffice-Pflicht ziemlich verwaist ist, werde Infantino kaum gesichtet, berichten Insider. Die Fifa lässt zudem verlauten, Infantino zahle weiterhin Steuern in der Schweiz.

Sepp Blatter und Katars damaliger Emir Sheikh Hamad bin Khalifa Al-Thani bei der Vergabe der WM 2022 nach Katar. Das war im Dezember 2010.
Sepp Blatter und Katars damaliger Emir Sheikh Hamad bin Khalifa Al-Thani bei der Vergabe der WM 2022 nach Katar. Das war im Dezember 2010.bild: keystone

Ist der Umzug, oder der Teil-Umzug, ein Skandal? Oder nichts als logisch, weil die Vorbereitung der WM vor Ort Sinn macht?

Einer, der dies wissen muss, ist Infantinos Vorgänger Sepp Blatter, der für die Vorbereitung und Durchführung von vier WM-Endrunden verantwortlich war, in Japan/Südkorea, Deutschland, Südafrika und Brasilien. Gegenüber CH Media nimmt er am Sonntag Stellung. Er habe nie einen Wohnortswechsel ins Auge gefasst. Blatter:

«Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, meinen Wohnsitz in eines dieser Länder zu verlegen. Die Fäden laufen bei der Fifa in Zürich zusammen. Und dort ist der Präsident gefragt und gefordert.»

Blatter platziert noch eine Spitze gegen seinen Nachfolger: «Offenbar weiss Infantino nicht, wo er hingehört.» Er fragt sich zudem, ob der Umzug den Organisationsstrukturen der Fifa widerspricht. Jede Weltmeisterschaft habe ein lokales Organisationskomitee und ein Fifa-OK. Und dort habe der Fifa-Präsident keine operative Funktion. Blatter: «Mit seiner Nähe zu Katar könnte sich Infantino in ein gefährliches Abhängigkeitsverhältnis zum Veranstalterland begeben.» Er sei gespannt, wie die Mitgliederverbände der Fifa darauf reagieren.

Blatter geht noch einen Schritt weiter. Infantinos Umzug nach Katar habe ihn nicht überrascht. Darüber wurde schon länger gesprochen. «Offenbar fühlt sich Infantino in der Schweiz nicht wohl. Er will den Fifa-Hauptsitz nach Paris verlegen – und liebäugelt auch damit, einen Teil der Administration in die USA auszulagern.»

Infantino würde dazu wohl sagen, was er im erwähnten CH-Media-Interview hoch und heilig versprach: «Das wird nicht passieren!» Aber nachdem er sich privat umbesonnen hat, stellt sich die Frage, wie viel von dieser Zusicherung noch gehalten werden kann. (aargauerzeitung.ch)

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
16.01.2022 15:52registriert Oktober 2018
Ja das passt doch…

Fifa interessiert siech sowieso nicht für Compliance, Menschenrechte und Umweltschutz…

Da ist da ist man bei den Scheichs doch gut aufgehoben. Alternativ ginge auch noch Russland, China etc…
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El Tirador
16.01.2022 15:51registriert März 2017
Der Infantino und die FIFA sollen nur die Schweiz verlassen. Vermissen wird sie niemand hier. Ein längst überfälliger Schritt, nur schön den Geld nach.
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chrisdea
16.01.2022 15:52registriert November 2014
Top, dann sollen bitte FIFA und CIO beide ihre Sachen packen und verreisen.

Schade um die Arbeitsplätze, aber einerseits zahlen die eh beide keine Steuern und sie bestehen inzwischen hauptsächlich aus Skandalen und Reputationsschäden.

Goodbye and thanks for all the fish.
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