Leben
Digital

Instagram: Warum ich seit heute keine Likes mehr sehen kann

Wie Sie sehen, sehen Sie: keine Likes.
Wie Sie sehen, sehen Sie: keine Likes. Bild: Screenshot Instagram

Instagram ist herzlos geworden: Warum ich seit heute keine Likes mehr sehen kann

18.07.2019, 22:12
Philip Buchen / watson.de
Mehr «Leben»

Irritiert blickte ich heute morgen in meinen Instagram-Feed: So etwas hatte ich ja noch nie gesehen.

Und dachte mir zuerst: «Mann, sind meine Freunde unbeliebt geworden!? Das liket ja keiner. Wie traurig...» Dachte ich mir, und scrollte weiter, und weiter – und stellte plötzlich fest: Moment, die Likes sind ja weg!

Hin und wieder entdeckte ich unter einem Beitrag eines Freundes «Gefällt (denk dir hier einen Namen aus) und weiteren» – aber das war's... Was war denn da los? War mal wieder #Instagramdown – hatte Zuckerbergs Bilder-App erneut mit Störungen zu kämpfen?

  • Ich ging dorthin, wohin man eben heute geht, wenn man keine Ahnung hat: Google. Und dort entdeckte ich nach einigem Stöbern diese Nachricht:
Bild
Bild: Screenshot 7news.com.au

Instagram streicht in Australien die Likes – was das bedeutet

Plötzlich ergab das alles einen Sinn: Für meinen Nachtdienst-Job bei watson arbeite ich seit Anfang Juli in Australien: Wenn der watson-User ins Bett geht, stehe ich – dank Zeitverschiebung – gerade auf und bereite ihm die News zum Aufstehen vor.

Und deshalb ist nun auch mein Instagram «australisch» – denn plötzlich schob sich diese Benachrichtigung in meine App.

Kleine Randnotiz: In den "Insights", die Nutzer bekommen, wenn sie ihr Instagram mit einer Facebookseite verknüpft haben, kann ich die Likes noch sehen.
Kleine Randnotiz: In den "Insights", die Nutzer bekommen, wenn sie ihr Instagram mit einer Facebookseite verknüpft haben, kann ich die Likes noch sehen.Bild: Screenshot Instagram

Wehren kann ich mich gegen den «Test» nicht: Die Likes sind einfach weg. Aus dem Feed, und auch auf meinem Profil kann ich nicht mehr sehen, wie vielen Leuten meine Fotos bereits vor Tagen und Wochen geliket haben. Instagram ist herzlos geworden.

Nur noch «vanessa_eis1 und weiteren gefällt das» steht jetzt unter meinen Fotos. Gut, «vanessa_eis1» ist meine Freundin: Wenn die meine Fotos nicht geliket hätte, hätte ich vermutlich grössere Probleme als fehlende «Gefällt mir»'s in einer Foto-App. Wenigstens die Kommentare stehen noch unter den Fotos, das wärmt mein verunsichertes Nutzer-Herz.

Ein begeisterter Instagram-Sprecher sagte dem australischen Sender «Sunrise»: «Die Idee ist, dass sich die Nutzer wirklich auf den Inhalt und die Erfahrung in der App konzentrieren, ohne sich Sorgen zu machen oder sich unter Druck zu setzen, wie viele mögen einen Beitrag erhalten hat.»

Hmmm.

Mein Ego ist angekratzt. Ich hatte nämlich mal richtig viele Likes – fand ich zumindest. Gut hat das damals getan: Die Gewissheit, dass andere auch sehen würden, wie oft man mir ein Herzchen schenkte, gab mir - da will ich nicht lügen - eine kleine Genugtuung.

Die ist nun weg, und Instagram sagt den Australiern nicht, ob die Herzen je zurückkehren. Ich kann nicht mehr sehen, wie beliebt andere auf Instagram sind. Und andere können nicht sehen, wie beliebt meine Beiträge sind. Ist die Änderung vielleicht sogar gut?

Seien wir ehrlich, zuletzt haben wir viel von den abstrusen Auswüchsen gehört, die die Sucht mancher nach immer mehr Likes ausgelöst hat. Eine kleine Kostprobe:

Meine Freundin denkt laut nach: «Schau mal, wahrscheinlich ist das sogar für Instagram gut. Dann trauen sich auch wieder alle, die etwas posten wollen, das nicht so viele Likes bringt.» Hmmm.

Ich scrolle mich nochmal durch die App: Über Nacht hat mein Instagram sein Herz verloren. Vermutlich musste das passieren. Wir haben es ohnehin falsch verwendet: Für ein kurzes «Super! Weiter so», für ein pflichtschuldiges «Ich steh zu dir!», für ein kleinlautes «Hallo, ich bin auch noch da...» – und immer seltener für «Hey, das finde ich wirklich toll.»

Ich werde mal schauen, wie sich ein Instagram ohne Likes so anfühlt. Löschen werde ich die App jetzt sicher nicht. Denn ganz ohne digitalen Zuspruch durchs Leben gehen?

Nein, das wäre ja verrückt. Oder?

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die absurdesten Bilder der « Gunfluencerinnen»
1 / 14
Die absurdesten Bilder der « Gunfluencerinnen»
Bazooka gefällig?
bild: instagram/imtarable
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wir versuchen die #bottlecapchallenge
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pana
18.07.2019 22:30registriert Juni 2015
Aus der Sicht eines Normal-Users verstehe ich das Problem nicht. Es interessiert mich doch nicht, wieviele Likes die Bilder von anderen Leuten haben. Reicht doch völlig, wenn ich sehe, wer meine Bilder liked.
1628
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ueli_DeSchwert
18.07.2019 23:04registriert September 2018
Endlich. Wurde auch Zeit, dass dies kommt. Ich denke, das ist die einzige wirksame Massnahme gegen die sich ausbreitende Influenza :)
1494
Melden
Zum Kommentar
avatar
Blaumeisli
18.07.2019 23:08registriert Januar 2019
Wenn du deine eigenen Likes noch siehst kriegst du deine tägliche Dosis Genugtuung ja noch. Wo ist dann das Problem? Dass du dich selbst mit deinen Freunden nicht vergleichen kannst, oder dass die nicht sehen können, wie ach so beliebt deine Bilder sind?

Sorry für die harten Worte, aber mein Mitgefühl hast du nicht. Lass dein Ego dort wo es hingehört und geniesse Australien - und zwar nicht durch die Likes, die dir Bilder von dort einbringen, sondern weil es einfach ein tolles Land ist.
1325
Melden
Zum Kommentar
27
Musk will neue X-Nutzer für ihre Posts bezahlen lassen

Elon Musk will neue Nutzerinnen und Nutzer seiner Online-Plattform X in den ersten Monaten Geld bezahlen lassen, um Beiträge bei dem Twitter-Nachfolgedienst zu veröffentlichen. Das sei der einzige Weg, um die Aktivität automatisierter Bot-Accounts einzudämmen, behauptet er.

Zur Story