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NHL: Geht Jack Eichel? Die 5 grossen Probleme der Buffalo Sabres

UNIONDALE, NY - MARCH 07: Buffalo Sabres Center Jack Eichel 9 skates with the puck during the second period of the National Hockey League game between the Buffalo Sabres and the New York Islanders on  ...
Jack Eichel – wie lange bleibt der Superstar noch in Buffalo?Bild: imago images/Icon SMI
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«Bereit sein zu spielen, wo immer das ist» – die 5 grossen Probleme der Buffalo Sabres

Starstürmer Jack Eichel schockt Fans der Buffalo Sabres zum Saisonende mit Abschiedsandeutungen. Die NHL-Franchise steht vor grossen Problemen und Lösungen sind kaum in Sicht.
11.05.2021, 16:0712.05.2021, 11:07
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Die Ausgangslage

Die NHL-Saison ist für die Buffalo Sabres vorbei und einmal mehr liegt das Team aus dem Bundestaat New York auf dem letzten Platz – nicht nur in der East Division, sondern auch in der Liga. Es ist das elfte Jahr in Folge, dass Buffalo die Playoffs nicht erreicht.

Dabei hätte für die Sabres nach der miesen Saison 2014/15 der Aufwärtstrend beginnen sollen. Im Draft 2015 zogen sie an zweiter Stelle Jack Eichel – ein US-Amerikaner und zukünftiger Franchise-Center. Der Rebuild (Neuaufbau einer erfolgreichen Franchise) dauerte aber länger als erwartet. Gute Spieler wie Ryan O'Reilly oder Evander Kane wurden verscherbelt und die jungen Talente wie Alex Nylander, Casey Mittelstadt oder Dylan Cozens waren entweder Enttäuschungen, oder brauchten länger mit ihrer Entwicklung als erhofft.

Dieses Jahr hätte es endlich vorwärtsgehen sollen: Die Sabres holten den ehemaligen Liga-MVP Taylor Hall, verstärkten sich gezielt. Doch auf der Coaching-Position war Ralph Krueger eine komplette Fehlbesetzung. Der ehemalige Schweizer Nationalcoach versuchte die Sabres in ein defensives Korsett zu drängen, das dem Kader nicht entsprach. Selbst Eichel kam dieses Jahr nicht auf Touren und verpasste mehr als die Hälfte der Saison wegen einer Verletzung. Und da beginnen die grossen Probleme in Buffalo.

Problem 1: Wütender Superstar

Gestern hielten die Buffalo Sabres ihre Pressekonferenz nach dem Saisonende. Dabei sprach auch Jack Eichel zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vor den Medienschaffenden und liess dabei mehrere Bomben platzen.

Der 24-Jährige sprach über seine Verletzung. Es handelte sich dabei um einen Bandscheibenvorfall, den der Stürmer gerne mit einer Operation behoben hätte. Doch die Sabres liessen das nicht zu. «Es funktioniert leider nicht so, dass ich mit meinem Körper machen kann, was ich für die beste Option halte», erzählte Eichel. «Ich stehe unter Vertrag und die Organisation hält die Karten in der Hand über die Dinge, die ich tun und lassen kann.»

Das sagt Jack Eichel nach dem Saisonende.Video: YouTube/SPORTSNET

Eichel sagte auch, es habe eine Art Keil zwischen ihn und die Organisation geschoben. Er sei enttäuscht darüber, wie die Sabres seine Verletzungssituation gehandhabt hätten. «Das wichtigste Ziel ist jetzt, so schnell wie möglich gesund zu werden und wieder zu spielen, wo immer das auch sein wird», erklärt Eichel weiter und ergänzte, dass er sich im Sommer definitiv einige Gedanken machen müsse.

Es ist nicht das erste Mal, dass über einen Eichel-Abgang in Buffalo spekuliert wird. Auch in jüngerer Vergangenheit hat der Stürmer seine Unzufriedenheit über die Erfolglosigkeit der Sabres laut geäussert. Doch dieses Mal scheint etwas anders. Es geht nicht nur um verpasste Playoffs, sondern um die Gesundheit und das körperliche Kapital des Spielers. Der Zwist scheint so tief wie noch nie. Und die «No-Movement-Klausel» in Jacks Vertrag tritt erst ab 2022 in Kraft. Ein Trade scheint aktuell tatsächlich realistisch.

Problem 2: Wertlose Spieler

Doch das mit dem Trade ist so eine Sache. Eichel hat seit Anfang März nicht mehr gespielt und davor – wohl aufgrund der bereits bestehenden Verletzung – für seine Verhältnisse auch nicht überragend gespielt. Zudem haben alle anderen Teams nun mitbekommen, wie unglücklich der Superstar mit der jetzigen Situation ist.

Boston Bruins left wing Taylor Hall, who was acquired in a trade with the Buffalo Sabres, stretches during warmups for the team's NHL hockey game against his former team, Tuesday, April 13, 2021, ...
Die Sabres haben für Taylor Hall zu wenig Gegenwert erhalten.Bild: keystone

Das bedeutet auch: Noch nie war der Trade-Wert von Eichel tiefer als gerade jetzt. Damit haben die Sabres schon bittere Erfahrungen gemacht. Taylor Hall verliess die Organisation vor der Trade-Deadline mit 2 Toren und 19 Punkten aus 37 Spielen im Ralph-Krueger-System für einen Zweitrunden-Draftpick und Stürmer Anders Bjork. Seither hat Hall in Boston in 16 Spielen acht Tore und sechs Assists gesammelt.

Sollte sich Sabres-General Manager Kevyn Adams also tatsächlich dazu entscheiden, Jack Eichel im Sommer per Trade loszuwerden, besteht die Gefahr, dass er wieder viel zu wenig Gegenwert erhält.

Problem 3: Unattraktive Adresse

Was, wenn die Sabres also versuchen, Jack Eichel zu halten? Dafür müsste die Organisation den Starstürmer mit sportlichem Erfolg bei Laune halten, doch das wird ein schwieriges Unterfangen. Buffalo war sonst schon eine unattraktive Adresse in der NHL und mit Eichels jüngsten Aussagen dürfte das noch schlechter geworden sein.

Buffalo Sabres goalie Linus Ullmark (35) celebrates a victory following the shootout of an NHL hockey game against the New York Rangers, Saturday, April 3, 2021, in Buffalo, N.Y. (AP Photo/Jeffrey T.  ...
Linus Ullmark ist einer der wenigen Sabres-Spieler, der auch diese Saison überzeugt hat. Aber bleibt er in Buffalo?Bild: keystone

Eichel ist nicht allein mit seiner Wechsel-Absicht. Auch Verteidiger Rasmus Ristolainen und Stürmer Sam Reinhart haben bereits kundgetan, dass sie einem Trade nicht abgeneigt sind. Und Goalie Linus Ullmark, der diesen Sommer Free Agent wird, dürfte sich gut überlegen, ob er nochmals bei den Sabres unterschreiben wird.

Es wird für GM Kevyn Adams so äusserst schwierig, Free Agents davon zu überzeugen, nach Buffalo zu kommen. Noch schwieriger wird dieses Unterfangen aber, sollte Eichel die Mannschaft tatsächlich verlassen. Dann hätte man gar keine Perspektive auf Erfolg in der näheren Zukunft und potenzielle Verstärkungen würden die Sabres meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Problem 4: Skinner-Deal

Wenn man Jack Eichel tatsächlich weggibt, dann deuten die Zeichen klar auf einen neuerlichen Rebuild. Das würde heissen, dass GM Kevyn Adams möglichst viele gute Spieler für Draft-Picks und Prospects weggibt. Doch auch da entsteht ein Problem in der Person von Jeff Skinner.

Der kanadische Stürmer hat vor zwei Jahren nach einer Saison mit 40 Toren einen Achtjahresvertrag mit einem jährlichen Cap Hit von neun Millionen US-Dollar unterschrieben. In den zwei Saisons seither hat er es insgesamt noch auf 21 Tore gebracht. Skinner und dessen Monstervertrag wirst du so kaum wieder los. Sollte Buffalo tatsächlich wieder einen Rebuild lancieren, müssten sie wohl trotzdem noch jahrelang den Skinner-Deal stemmen.

Buffalo Sabres left wing Jeff Skinner (53) looks to make a play on the puck after losing his stick, as official Conor O'Donnell watches during the second period of the Sabres' NHL hockey gam ...
Viel Geld, wenige Tore: Jeff Skinner in Buffalo.Bild: keystone

Problem 5: Keine Scouts

Auch ein neuerlicher Rebuild ist in Buffalo aber einfacher gesagt als getan, denn die Sabres haben kaum mehr Scouts. Im März 2020 hat das Besitzer-Ehepaar Terry und Kim Pegula nämlich nicht nur den damaligen General Manager Jason Botterill, sondern insgesamt auch rund 20 Personen der Scouting-Abteilung entlassen.

Bildnummer: 12964812 Datum: 05.03.2013 Copyright: imago/Icon SMI
05 March 2013: Buffalo assistant coach Kevyn Adams. The Carolina Hurricanes played the Buffalo Sabres at the PNC Arena in Raleigh, Nort ...
Buffalo-GM Kevyn Adams steht vor einer schwierigen Aufgabe.Bild: IMAGO / Icon SMI

Seither sind gewisse Positionen wieder besetzt worden, aber längst nicht alle. Sollten die Sabres also ihre verbliebenen guten Spieler für Draft-Picks eintauschen, hätten sie kaum Personal, das sich um Einschätzungen der jungen Hockeyspieler kümmern könnte. Buffalo hat sonst schon keinen guten Leistungsausweis bei den Drafts der letzten Jahre. Ohne vollständiges Scouting-Team wird es noch schwieriger, in den späteren Runden Rohdiamanten zu finden.

Fazit

Man sieht, die Buffalo Sabres haben viele Probleme und wenig brauchbare Lösungen. Auch wenn Jack Eichel bleibt, ist aufgrund des schlechten Managements in den letzten Jahren keine Erfolgsgarantie da. Und wenn Jack Eichel die Mannschaft tatsächlich verlassen soll, werden die Probleme noch grösser und die Fans in Buffalo müssen sich auf einige weitere Jahre ohne Playoffs einstellen.

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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McQuest
11.05.2021 16:57registriert Oktober 2015
Franchise einstampfen und nach Quebec umziehen ;-)
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WhatZitTooya
11.05.2021 16:44registriert August 2017
Die Fans dieser Lotter-Organisation können einem nur Leid tun... mein Beileid!
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Sitzplätzler
11.05.2021 16:40registriert April 2017
Tönt nach einer scheiternden Franchise...😅
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