Die NHL-Saison ist für die Buffalo Sabres vorbei und einmal mehr liegt das Team aus dem Bundestaat New York auf dem letzten Platz – nicht nur in der East Division, sondern auch in der Liga. Es ist das elfte Jahr in Folge, dass Buffalo die Playoffs nicht erreicht.
Dabei hätte für die Sabres nach der miesen Saison 2014/15 der Aufwärtstrend beginnen sollen. Im Draft 2015 zogen sie an zweiter Stelle Jack Eichel – ein US-Amerikaner und zukünftiger Franchise-Center. Der Rebuild (Neuaufbau einer erfolgreichen Franchise) dauerte aber länger als erwartet. Gute Spieler wie Ryan O'Reilly oder Evander Kane wurden verscherbelt und die jungen Talente wie Alex Nylander, Casey Mittelstadt oder Dylan Cozens waren entweder Enttäuschungen, oder brauchten länger mit ihrer Entwicklung als erhofft.
Dieses Jahr hätte es endlich vorwärtsgehen sollen: Die Sabres holten den ehemaligen Liga-MVP Taylor Hall, verstärkten sich gezielt. Doch auf der Coaching-Position war Ralph Krueger eine komplette Fehlbesetzung. Der ehemalige Schweizer Nationalcoach versuchte die Sabres in ein defensives Korsett zu drängen, das dem Kader nicht entsprach. Selbst Eichel kam dieses Jahr nicht auf Touren und verpasste mehr als die Hälfte der Saison wegen einer Verletzung. Und da beginnen die grossen Probleme in Buffalo.
Gestern hielten die Buffalo Sabres ihre Pressekonferenz nach dem Saisonende. Dabei sprach auch Jack Eichel zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vor den Medienschaffenden und liess dabei mehrere Bomben platzen.
Der 24-Jährige sprach über seine Verletzung. Es handelte sich dabei um einen Bandscheibenvorfall, den der Stürmer gerne mit einer Operation behoben hätte. Doch die Sabres liessen das nicht zu. «Es funktioniert leider nicht so, dass ich mit meinem Körper machen kann, was ich für die beste Option halte», erzählte Eichel. «Ich stehe unter Vertrag und die Organisation hält die Karten in der Hand über die Dinge, die ich tun und lassen kann.»
Eichel sagte auch, es habe eine Art Keil zwischen ihn und die Organisation geschoben. Er sei enttäuscht darüber, wie die Sabres seine Verletzungssituation gehandhabt hätten. «Das wichtigste Ziel ist jetzt, so schnell wie möglich gesund zu werden und wieder zu spielen, wo immer das auch sein wird», erklärt Eichel weiter und ergänzte, dass er sich im Sommer definitiv einige Gedanken machen müsse.
Es ist nicht das erste Mal, dass über einen Eichel-Abgang in Buffalo spekuliert wird. Auch in jüngerer Vergangenheit hat der Stürmer seine Unzufriedenheit über die Erfolglosigkeit der Sabres laut geäussert. Doch dieses Mal scheint etwas anders. Es geht nicht nur um verpasste Playoffs, sondern um die Gesundheit und das körperliche Kapital des Spielers. Der Zwist scheint so tief wie noch nie. Und die «No-Movement-Klausel» in Jacks Vertrag tritt erst ab 2022 in Kraft. Ein Trade scheint aktuell tatsächlich realistisch.
Doch das mit dem Trade ist so eine Sache. Eichel hat seit Anfang März nicht mehr gespielt und davor – wohl aufgrund der bereits bestehenden Verletzung – für seine Verhältnisse auch nicht überragend gespielt. Zudem haben alle anderen Teams nun mitbekommen, wie unglücklich der Superstar mit der jetzigen Situation ist.
Das bedeutet auch: Noch nie war der Trade-Wert von Eichel tiefer als gerade jetzt. Damit haben die Sabres schon bittere Erfahrungen gemacht. Taylor Hall verliess die Organisation vor der Trade-Deadline mit 2 Toren und 19 Punkten aus 37 Spielen im Ralph-Krueger-System für einen Zweitrunden-Draftpick und Stürmer Anders Bjork. Seither hat Hall in Boston in 16 Spielen acht Tore und sechs Assists gesammelt.
Sollte sich Sabres-General Manager Kevyn Adams also tatsächlich dazu entscheiden, Jack Eichel im Sommer per Trade loszuwerden, besteht die Gefahr, dass er wieder viel zu wenig Gegenwert erhält.
Was, wenn die Sabres also versuchen, Jack Eichel zu halten? Dafür müsste die Organisation den Starstürmer mit sportlichem Erfolg bei Laune halten, doch das wird ein schwieriges Unterfangen. Buffalo war sonst schon eine unattraktive Adresse in der NHL und mit Eichels jüngsten Aussagen dürfte das noch schlechter geworden sein.
Eichel ist nicht allein mit seiner Wechsel-Absicht. Auch Verteidiger Rasmus Ristolainen und Stürmer Sam Reinhart haben bereits kundgetan, dass sie einem Trade nicht abgeneigt sind. Und Goalie Linus Ullmark, der diesen Sommer Free Agent wird, dürfte sich gut überlegen, ob er nochmals bei den Sabres unterschreiben wird.
Es wird für GM Kevyn Adams so äusserst schwierig, Free Agents davon zu überzeugen, nach Buffalo zu kommen. Noch schwieriger wird dieses Unterfangen aber, sollte Eichel die Mannschaft tatsächlich verlassen. Dann hätte man gar keine Perspektive auf Erfolg in der näheren Zukunft und potenzielle Verstärkungen würden die Sabres meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn man Jack Eichel tatsächlich weggibt, dann deuten die Zeichen klar auf einen neuerlichen Rebuild. Das würde heissen, dass GM Kevyn Adams möglichst viele gute Spieler für Draft-Picks und Prospects weggibt. Doch auch da entsteht ein Problem in der Person von Jeff Skinner.
Der kanadische Stürmer hat vor zwei Jahren nach einer Saison mit 40 Toren einen Achtjahresvertrag mit einem jährlichen Cap Hit von neun Millionen US-Dollar unterschrieben. In den zwei Saisons seither hat er es insgesamt noch auf 21 Tore gebracht. Skinner und dessen Monstervertrag wirst du so kaum wieder los. Sollte Buffalo tatsächlich wieder einen Rebuild lancieren, müssten sie wohl trotzdem noch jahrelang den Skinner-Deal stemmen.
Auch ein neuerlicher Rebuild ist in Buffalo aber einfacher gesagt als getan, denn die Sabres haben kaum mehr Scouts. Im März 2020 hat das Besitzer-Ehepaar Terry und Kim Pegula nämlich nicht nur den damaligen General Manager Jason Botterill, sondern insgesamt auch rund 20 Personen der Scouting-Abteilung entlassen.
Seither sind gewisse Positionen wieder besetzt worden, aber längst nicht alle. Sollten die Sabres also ihre verbliebenen guten Spieler für Draft-Picks eintauschen, hätten sie kaum Personal, das sich um Einschätzungen der jungen Hockeyspieler kümmern könnte. Buffalo hat sonst schon keinen guten Leistungsausweis bei den Drafts der letzten Jahre. Ohne vollständiges Scouting-Team wird es noch schwieriger, in den späteren Runden Rohdiamanten zu finden.
Man sieht, die Buffalo Sabres haben viele Probleme und wenig brauchbare Lösungen. Auch wenn Jack Eichel bleibt, ist aufgrund des schlechten Managements in den letzten Jahren keine Erfolgsgarantie da. Und wenn Jack Eichel die Mannschaft tatsächlich verlassen soll, werden die Probleme noch grösser und die Fans in Buffalo müssen sich auf einige weitere Jahre ohne Playoffs einstellen.