Sag das doch deinen Freunden!
Es hätte eine historische Reise werden sollen: Zum ersten Mal seit 17 Jahren besucht mit Hassan Rohani ein iranischer Präsident Europas Metropolen Rom und Paris. Nach Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen die islamische Republik war Tauwetter angesagt, der Iran hätte sich Italien, Frankreich und ganz Europa nach Jahren der Isolation wieder annähern sollen.
Doch die Staatsvisite gerät immer mehr zum Debakel. Von Annäherung der Kulturen keine Spur. «Wie geht man denn nun mit einem solch heiklen Gast um?», fragte man sich in Rom und Paris vor dem Besuch. «Sollen wir alles daran setzen, um die religiösen Gefühle des muslimischen Gastes nicht zu verletzen, oder soll er sich anpassen?» Herausgekommen sind dabei zwei komplett verschiedene Strategien.
So haben es die Italiener gemacht:
Aus Respekt für die iranische Kultur und dem Glauben des Präsidenten Hassan Rohani haben die Behörden in Roms Kapitolinischen Museen mehrere nackte Statuen verhüllt. Aus Rücksicht wurde beim Abendessen mit Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi auch kein Wein serviert. Das sei bei muslimischen Staatsgästen so üblich, hiess es aus Rom.
Passend dazu folgende Animation:
sorry, dieser gif muss sein
Posted by Regula Staempfli on Thursday, 28 January 2016
Angesichts der Milliardengeschäfte, welche mit dem Iran winken, schien man sich am Tiber dazu entschieden zu haben, öffentlichen Raum zu zensieren. Dies stiess vielen Italienern sauer auf. Stellvertretend dafür die Meinung dieser Twitter-Userin aus Rom:
As an Italian and particularly Roman citizen, I'm so embarrassed. This is shameful #museicapitolini #statuenude https://t.co/pfdBwUyYV2
— Marty Melli (@smartyees) 26. Januar 2016
Ganz anders dagegen die Franzosen:
Auch in Paris war ein offizielles Bankett geplant – doch im Gegensatz zu den Italienern wollten die Franzosen nicht auf ihren Wein verzichten. Die iranische Belegschaft forderte die Gastgeber zwar dazu auf, das Menü umzustellen, den Wein zu streichen und Halal-Fleisch zu servieren, doch das wollte Paris nun so gar nicht schmecken.
Anstatt des geplanten Mittagessen schlugen die Franzosen darauf ein alkoholfreies Früchstück vor, doch das war den Gästen aus dem mittleren Osten offenbar zu «billig». Sie lehnten das Angebot ab und speisten lieber alleine.
Business wurde am späteren Nachmittag dann doch noch gemacht. Dabei ging es unter anderem um den Verkauf von 114 Airbus-Flugzeugen. Und plötzlich schienen die Differenzen wie weggeblasen: Angesichts des Mega-Deals strahlten sowohl Hollande als auch Rohani wieder zufrieden in die Kamera.
(cma)