Im internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit rückt die Schweiz wieder auf den zweiten Platz hinter Hong Kong, nachdem sie im Vorjahr wegen der Aufwertung des Frankens auf Platz vier zurückgefallen war.
Damit hat die Schweiz die USA überrundet, die nach drei Jahren auf Platz Eins auf den dritten Rang zurückgefallen sind. Allein die Macht der US-amerikanischen Wirtschaft reiche nicht mehr aus für den bisherigen Spitzenplatz der weltweit grössten Volkswirtschaft in der Rangliste der weltweit wettbewerbsfähigsten Länder, die das Lausanner Managementinstitut IMD am Montag vorlegte.
Für Hong Kong als wettbewerbsfähigstes Land spricht dessen konsequentes Bekenntnis zu einem vorteilhaften Wirtschaftsklima, begründete Arturo Bris, Direktor des IMD World Competitiveness Center den ersten Platz für den asiatischen Stadtstaat. Der führende Finanzplatz begünstige Innovationen durch eine tiefe und einfache Besteuerung. Zudem könne Kapital nach Hong Kong und aus dem Territorium hinaus ungehindert fliessen.
Europa erholt sich von der Finanzkrise
Den neuerlichen zweiten Platz für die Schweiz begründete Bris damit, dass sich die kleine Volkswirtschaft voll und ganz zur Qualität bekannt habe. Damit konnte die Schweiz schnell auf den Frankenschock des vergangenen Jahres reagieren und ihre Wirtschaft auf höchstem Niveau halten, sagte er.
Eine positive Entwicklung bescheinigt die Rangliste dem grössten Teil von Europa. Die westeuropäischen Länder sind aufgestiegen, weil sie sich zusehends von der Finanzkrise erholen, indem sie ihren öffentlichen Sektor stärken.
Die osteuropäischen Länder zeigen in der aktuellen Rangliste die markantesten Verbesserungen, so Lettland auf Platz 37 (+6), die Slowakei auf Platz 40 (+6) und Slowenien auf Platz 43 (+6).
Das aktuelle Ranking zeigt im Vergleich zum Vorjahr zudem, dass die Wettbewerbsfähigkeit der asiatischen Volkswirtschaften insgesamt markant zurück gegangen ist. Signifikant zurückgefallen sind Taiwan auf Platz 14 (-3), Malaysia auf Platz 19 (-5), Südkorea auf Platz 29 (-4) und Indonesien auf Platz 48 (-6).
Die Rangliste basiert auf insgesamt mehr als 340 Kriterien , die sich aus der wirtschaftlichen Performance und der Effizienz des politischen Systems, der Unternehmen und der Infrastruktur der jeweiligen Länder ergeben.
Zudem fliessen vertiefte Interviews mit 5400 Geschäftsleitungsmitgliedern aus Unternehmen in die Studie ein. Zunehmend von Bedeutung sind Daten, die die aufgehende Schere zwischen Arm und Reich gewichten.
Zunehmende Ungleichheit
Daraus ergibt sich zusehends eine politische Brisanz hinter der Studie. Denn, so Brie: «Seit 1995 ist die Welt ungleicher geworden, bezogen auf die Einkommensverhältnisse zwischen den Ländern.» Ausser in den letzten beiden Jahren sei der Wohlstand der reichsten Länder weiter gewachsen und damit das Gefälle zwischen reichen und armen Ländern gewachsen - auch wenn sich seit der Jahrtausendwende in ärmeren Ländern die Lebensbedingungen etwas verbessert hätten.
Das Problem in den ärmeren Ländern sei, dass der zunehmende Wohlstand der Reichen bei den ärmeren Schichten nicht ankomme, weil die sozialen Netze fehlten, führte Bris aus. «Wirtschaftliches Wachstum durch Innovation in ärmeren Ländern verbessert zwar deren Wettbewerbsfähigkeit, aber gleichzeitig verstärkt es die Ungleichheit.» Das sei ein Punkt, der auf lange Sicht mehr beachtet werden müsse. (sda)