Zehntausende italienische Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle haben am Samstag in Rom an der grossen Gay-Pride-Parade teilgenommen. Dabei demonstrierten sie für mehr Rechte und protestierten gegen die neue Regierung aus der rechten Lega und Fünf-Sterne-Bewegung.
Die Demonstranten skandierten Slogans gegen den neuen Familienminister Lorenzo Fontana. Der Lega-Politiker hatte vergangene Woche behauptet, dass Regenbogenfamilien laut dem italienischen Gesetz nicht existieren.
«Ich bin Katholik und ich verheimliche es nicht. Daher denke ich, dass die Familie eine natürliche Familie sein muss, wo ein Kind eine Mutter und einen Vater hat», sagte Fontana in einem Interview.
An der Demonstration nahmen mehrere Spitzenpolitiker teil, darunter die Ex-Aussenministerin und frühere EU-Menschenrechtskommissarin Emma Bonino und der interimistische Chef der Sozialdemokraten (PD), Maurizio Martina.
Am Rande der Parade fanden Konzerte, Feste, Modeschauen sowie öffentliche Debatten über Aids und Homophobie statt. Die Gay-Pride-Parade war vom Vatikan in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert worden.
Das katholische Italien war zuletzt das einzige Land in Westeuropa, in dem gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich nicht anerkannt waren. Ein Gesetz zur Legalisierung von Lebenspartnerschaften wurde schliesslich 2016 verabschiedet.
Das Adoptionsrecht für Homosexuelle war auf Druck katholischer Parteien und Organisationen aus dem Gesetz ausgeklammert worden. Italienische Gerichte hatten in der Vergangenheit wiederholt Adoptionen von Kindern des Lebenspartners erlaubt.
Gay-Pride auch in Athen
Mit Trillerpfeifen, Fahnen, Ballons und Musik feierten am Samstag derweil Tausende Menschen vor dem griechischen Parlament in Athen die Gay-Pride-Parade 2018. Am Abend projizierten Lichtkünstler die Regenbogenfahne auf das Parlamentsgebäude, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete.
Zudem begann eine Party mit vielen Künstlern, die bis in die frühen Morgenstunden dauern sollte. Zahlreiche Teilnehmer waren aus dem Ausland angereist, berichteten Reporter vor Ort.
In Athen findet die Pride-Parade seit 2005 jedes Jahr statt. Mit den Umzügen setzen sich die Teilnehmer für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) ein. Das Motto der Parade hiess diesmal «Paroúsa» («Ich bin präsent»). (sda/apa/dpa)