In Wahrheit ein 30-Punkte-Plan? Trumps Friedensplan soll zwei Geheimklauseln enthalten
Der am Sonntag in Genf diskutierte 28-Punkte-Friedensplan für die Ukraine elektrisiert die internationale Gemeinschaft. Seit Bekanntwerden werden die sozialen Netzwerke von Analysen und Spekulationen geflutet. Eine besonders brisante hat der preisgekrönte bulgarische Investigativjournalist Christo Grosew aufgestellt: In Wirklichkeit könnte es sich um einen 30-Punkte-Plan handeln, mit zwei bisher geheim gehaltenen Zusatzklauseln zwischen Washington und Moskau.
In einem Tweet auf X erklärt Grosew, er habe bereits vor rund sechs Monaten eine frühe Version des derzeit kursierenden «Friedensplans» zwischen Russland, den USA und der EU gesehen – und sei überzeugt, dass dieser Plan rein russischen Ursprungs sei. Laut Grosew entspricht die nun öffentlich diskutierte Variante im Kern diesem Entwurf. Doch, so Grosew, fehlten in der aktuellen Fassung zwei zentrale Elemente, die ursprünglich enthalten gewesen seien.
Erstens habe Moskau vorgeschlagen, dass US-Investoren Russland nach dem Krieg aus einer drohenden Rezession retten sollten – ähnlich wie in den 1990er-Jahren. Dieser Punkt sei wohl als Anreiz für Donald Trump gedacht gewesen, künftige blühende Geschäfte mit Russland zu tätigen. Zweitens habe es in der frühen Version eine geplante neue Allianz zwischen Russland und den USA gegen China gegeben, begleitet von einer stark religiös-konservativen Rhetorik («christliche Allianz»). Was ebenfalls für Donald Trump einen unwiderstehlichen Anreiz darstellen würde, einen solchen Plan durchzusetzen.
Beide Punkte fehlen im aktuell publik gewordenen Entwurf – vermutlich, so Grosew, weil sie für die Öffentlichkeit zu heikel wären.
read the whole thing https://t.co/TnRCatDkZx
— Anne Applebaum (@anneapplebaum) November 22, 2025
Eine unabhängige Bestätigung für Grosews These liegt bisher nicht vor. Allgemein wird aber dem früheren Chef-Rechercheur beim Enthüllungsportal Bellingcat und Ermittler der Täter des Giftanschlags auf Sergei Skripal hohe Glaubwürdigkeit attestiert. Wegen seiner Recherchen steht er laut der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» auf «Putins Todesliste». Sein Tweet auf X wurde von der führenden Analystin Anne Applebaum mit einer Leseempfehlung geteilt.
Der Verdacht, dass es sich beim 28-Punkte-Plan um ein rein russisches Produkt handelt, erhielt in der Nacht auf Sonntag neue Nahrung: Auf einem Sicherheitsforum im kanadischen Halifax traten mehrere US-Senatoren vor die Presse, um über ein Gespräch mit Aussenminister Marco Rubio zu berichten. Der republikanische Senator Mike Rounds (South Dakota) bestätigte, dass dieser von aussen an die US-Regierung herangetragen worden sei. «Es handelt sich nicht um unsere Empfehlung, es ist nicht unser Friedensplan», sagte er unter Berufung auf Rubio.
BREAKING!!! Rubio confirmed to Senators what I and other brilliant colleagues, such as @michaeldweiss , had been saying all this time: this is russian wishlist and was leaked to U.S. media by russia, full stop!!! pic.twitter.com/gnORFbI3s9
— Alex Raufoglu (@ralakbar) November 22, 2025
Der parteilose Senator Angus King aus Maine ergänzte, der 28-Punkte-Plan sei «im Wesentlichen die Wunschliste der Russen». Der Entwurf sei ein «Leitfaden, um die Streitpunkte zwischen der Ukraine und Russland einzugrenzen», sagte er weiter.
Kurz nach diesem Auftritt widersprach Rubio auf X. Der Plan sei von den USA erstellt worden und basiere auf «Anregungen der russischen Seite, aber auch auf früheren und aktuellen Beiträgen der Ukraine». (aargauerzeitung.ch)
