Coop will keine Schuhe mehr verkaufen
Es ist ein Abschied in mehreren Schritten. Zuerst sind die Herrenschuhe aus dem Sortiment in den Warenhäusern von Coop City verschwunden. Nun machen auch die Frauenschuhe Platz. Coop bestätigt auf Anfrage, dass in den verbleibenden vier Filialen, die noch Schuhabteilungen führten, diese im kommenden Januar – nach dem Weihnachtsgeschäft - aufgehoben werden.
Die Anpassung erfolge «aufgrund der veränderten Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden», erklärt die Medienstelle. Auf den freiwerdenden Flächen werde das bestehende Sortiment ausgebaut. Coop ist mit seinen Warenhäusern gut unterwegs. Gemäss Daten von GfK stieg der Umsatz in den vergangenen Jahren auf 800 Millionen Franken, womit Coop zuletzt Marktanteile gewinnen konnte. Allerdings erreichten die Coop-Warenhäuser vor einem deutlichen Abschwung diesen Umsatz bereits vor zehn Jahren
Gesamthaft stehen Warenhäuser in der Schweiz seit Jahren unter Druck. Sie leiden unter der Verlagerung von grossen Teilen des Geschäfts in den Online-Handel. Im hochpreisigen Segment sind zudem viele Marken dazu übergegangen, eigene Shops zu betreiben, statt sich in Warenhäuser einzumieten.
Die grosse Bereinigung im Schweizer Schuhmarkt hat bereits vor einigen Jahren stattgefunden, wie sich aus den Detailhandelsstudien von GfK ergibt. Der grösste Einbruch fand 2022 statt, als mit Vögele Schuhe der zweitgrösste Anbieter verschwand. Dieser hatte 2015 schweizweit noch 293 Filialen betrieben. Zuvor verschwanden Navyboot (2020, minus 40 Filialien), Pasito-Fricker (2020, minus 51 Filialen) sowie La Halle Schuhparadies (2021, minus 52 Filialen).
Trotz allem gute Aussichten für den Gesamtmarkt
Mit grossem Abstand den grössten Fussabdruck im Schuhmarkt hinterlässt seither die Dosenbach-Ochsner Gruppe. Allerdings ist auch ihr Filialnetz in den vergangenen Jahren ausgedünnt worden. 2015 wurden 281 Filialen gezählt, 2022 waren es 257 Standorte. Dosenbach allein zählt nach eigenen Angaben rund 200 Niederlassungen. Ein Ausbau im Bereich der Sportschuhe hat zuletzt stattgefunden, als Ochsner im Frühjahr 27 SportX-Fachmärke von der Migros übernommen hat.
Eine Marktstudie von Statista attestiert dem Schweizer Schuhmarkt gesamthaft gute Aussichten: das laufende Jahr soll ein Umsatzwachstum von 3,4 Prozent, das kommende gar ein Wachstum von 3,7 Prozent bringen. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Kauf betrage 2,74 Paar Schuhe pro Jahr.
Anders als etwa in Deutschland, das sich zum Land der (günstigen) Sneaker-Träger entwickelt, wie jüngst «Der Spiegel» berichtete, ist in der Schweiz das Absatzwachstum des erweiterten Turnschuh-Segments eher unterdurchschnittlich. Dies jedenfalls gemäss einer Statista-Auswertung. Entsprechend lautet die Einschätzung: «In der Schweiz zeigen sich aktuelle Trends bei Schuhen durch eine hohe Nachfrage nach nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Materialien».
Der Sneaker-Zurückhaltung kann selbst die Schweizer Trendmarke On nichts entgegenstellen. Der Absatz der durch das Roger-Federer-Engagement bekannten Schuhmarke war zuletzt im Inland sogar rückläufig.
Knapp 30 Prozent aller Käufe online
Statt selbst in ein Fachgeschäft zu spazieren, ist die Online-Bestellung auf dem Vormarsch. Der grösste Umsatz im Onlinehandel wird zwar mit Heimelektronik erzielt, an zweiter Stelle folgt jedoch bereits das Segment mit Kleidern und Schuhen. Umgekehrt finden mittlerweile knapp 30 Prozent aller Kleider- und Schuhkäufe online statt. Die Fussbekleidung ist dabei der eigentliche Treiber ist, was sich etwa an der Firmengeschichte von Zalando ablesen lässt: Diese Handelsplattform startete 2008 als Schuhhändler (span. «Zappatos»), bevor das Sortiment auf Mode und schliesslich Assecoires ausgeweitet wurde.
In der Schweiz wird wohl schon heute bald jeder zweite Schuh im Onlinehandel verkauft. Denn gemäss Statista wird erwartet, dass im laufenden Jahr 43,2 Prozent des Schuh-Umsatzes online erwirtschaftet wird.
Am Onlineschuhgeschäft partizipiert Coop nicht. Auf seiner Website ist die Rubrik «Schuhe» zwar eingerichtet, Angebote gibt es allerdings keine. Einen kleinen Fussabdruck hinterlässt Coop dennoch: In den Jumbo-Filialen bietet Coop Sicherheitsschuhe an und mit «Per Piedi» betreibt der Grosskonzern in der Region Basel eine kleine podologische Praxis. (aargauerzeitung.ch)
