Eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer steht der Fortpflanzungsmedizin eher ratlos gegenüber. Das zeigt eine Umfrage, welche die Zeitung «reformiert» in Auftrag gegeben hat. Pragmatischer ist man dagegen, wenn es um Abtreibung geht.
«Die Fortpflanzungsmedizin überfordert die Menschen»: Dieser Aussage stimmten 58 Prozent der Befragten eher oder voll zu, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Das Meinungsforschungsinstitut Demoscope befragte dazu Mitte September 1003 Personen. 35 Prozent fühlen sich eher nicht oder überhaupt nicht überfordert.
Eine knappe Mehrheit (51 Prozent) findet, die Fortpflanzungsmedizin ermögliche den Menschen kein besseres Leben. 58 Prozent der Befragten sehen Kinderlosigkeit zudem nicht als Krankheit, die geheilt werden müsste.
Im Konkreten erachten 58 Prozent der Befragten das Verbot der Leihmutterschaft in der Schweiz als richtig, 35 Prozent würden Leihmütter erlauben. Weniger eindeutig ist die Lage beim Thema Eizellenspende: 46 Prozent sind dagegen, 43 Prozent dafür.
Keine Chance hätte Geschlechterselektion: 86 Prozent finden es richtig, dass künstlich gezeugte Embryonen nicht nach Mädchen und Junge ausgewählt werden dürfen. 10 Prozent wollen das erlauben.
Männer und «Social Freezing»
Das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen ohne medizinischen Grund, sondern zum Aufschub des Kinderwunsches, auch als «Social Freezing» bekannt, lehnen 67 Prozent ab. Sehr oder eher gut finden es 27 Prozent. Dabei sticht hervor, dass Männer dem Thema zugeneigter sind als Frauen: 31 Prozent der Männer finden es eher gut, hingegen nur 17 Prozent der Frauen. Bei den ablehnenden Antworten ist der Prozentsatz der Männer stets tiefer als jener der Frauen.
Dass gleichgeschlechtliche Paare in der Schweiz keine Kinder zeugen lassen dürfen, finden 55 Prozent der Befragten richtig - 37 Prozent würden es erlauben. Bei den 15- bis 24-Jährigen finden Leihmütter und künstlich gezeugte Kinder für Homosexuelle dagegen eine Mehrheit.
Offen zeigen sich die Befragten zudem beim Thema Abtreibung: 79 Prozent sind der Meinung, Eltern sollen selber entscheiden können, ob sie ein behindertes Kind abtreiben wollen. 17 Prozent sehen das nicht so. Eine Mehrheit (52 Prozent) findet zudem nicht, dass das neue Gesetz Behinderte diskriminieren würde.
Derzeit läuft die Referendumsfrist zum revidierten Fortpflanzungsmedizingesetz. Diese dauert bis am 10. Dezember. Vorgesehen ist, das Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) aufzuheben, die Anzahl Embryonen, die pro Zyklus erzeugt werden dürfen, von drei auf maximal zwölf zu erhöhen und das Aufbewahren von Embryonen zu erlauben. (sda)