Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat aktuell keine Kenntnis von möglichen Schweizer Opfern beim Anschlag auf den Istanbuler Flughafen. Abklärungen seien im Gang, teilte das EDA am Mittwochmorgen mit.
Bundespräsident Johann Schneider-Ammann schrieb am Mittwochmorgen, die Schweiz sei «erschüttert über den schrecklichen Anschlag» am Flughafen von Istanbul. «Wir trauern um die Opfer. Unsere Gedanken sind bei ihnen, den zahlreichen Verletzten und ihren Familien.»
Der Bundesrat entrichte dem türkischen Volk und der Regierung ebenso wie möglicherweise weiteren betroffenen Staaten seine Anteilnahme, hielt der Bundespräsident fest.
Bei einem Selbstmord-Attentat auf den Atatürk-Flughafen von Istanbul sind am Dienstagabend mindestens 36 Menschen getötet und an die 150 verletzt worden. Nach Behördenangaben sind die allermeisten Opfer türkische Staatsbürger. Es seien aber auch Ausländer unter ihnen, sagte ein Behördenvertreter. Hinter dem Anschlag wird die Terrormiliz Islamischer Staat vermutet.
Mit dem Taxi angereist
Nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim trafen die Attentäter am Dienstagabend mit dem Taxi am Flughafen ein. Im Terminalgebäude hätten sie dann das Feuer aus Maschinengewehren eröffnet, ehe sie sich selbst in die Luft sprengten. Zur Identität und Herkunft der Angreifer machte er keine Angaben.
Auch Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer in den Innenbereich des Terminals gelangten. Aus türkischen Regierungskreisen hiess es hingegen, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Ihren Angaben zufolge sprengten sich zwei der Angreifer vor dem Ankunftsbereich des internationalen Terminals in die Luft, ein weiterer auf dem nahe gelegenen Parkplatz.
Chaos im Luftverkehr
Am Mittwoch wurde der Luftverkehr wieder aufgenommen. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Es herrschte aber ein grosses Chaos, hunderte Flüge fielen aus. Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Auch die Swiss hat für heute ihre zwei Flüge von und nach Istanbul gestrichen.
Nach dem Angriff hatte Ministerpräsident Binali Yildirim den Flughafen noch in der Nacht besucht. Er hatte den Flughafen für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt.
Erdogan appelliert an Westen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kam in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf, besonders die westlichen Staaten.
Das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. Die Bomben hätten in jedem Flughafen auf der ganzen Welt detonieren können. «Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom», liess sich Erdogan zitieren.
Wiederholte Anschläge
Die Türkei war in den vergangenen Monaten mehrmals Ziel terroristischer Anschläge. Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Touristen getötet worden.
Neben dem IS verübt auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Das Attentat war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls. (sda/dpa/afp/reu)