Willst du mich eigentlich verarschen, Universum?
Frau Fischer und ich wurden bekanntlich nie BFFs. Aber wir hatten es am Schluss echt gut. So gut, dass ich sie duzen darf.
Noch keine meiner Vorgängerinnen durfte Frau Fischer duzen. Frau Fischer ist Sandros Mutter.
Ich habe Frau Fischer nie besonders mega fest gemocht. Aber ich hatte sie gerne. Seit ich nicht mehr mit Sandro zusammen bin, rede ich mir natürlich ein, dass ich nie mehr so eine tolle Schwiegermutter haben werde und dass Frau Fischer, für mich bleibt sie trotz des Dus immer Frau Fischer, die Allerbeste überhaupt ist.
Frau Fischer hat mir auch einige Tage nach der Trennung geschrieben. «Emma, es tut mir sehr leid. Wahrscheinlich bin ich die Falsche, aber wenn du reden willst, bin ich da. Wir hatten dich immer gerne bei uns und werden dich vermissen.»
Och. Zagg. Mitten ins Herz. Meine perfekte Schwiegermutter. Ich sehe, wie wir gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten.
Tempi passati.
Weil eben: Sandro hat mich verlassen und Sandro hat jetzt eine, die, never forget, sein Herz berührt.
Logisch folge ich ihr heimlich auf Insta-Scheiss-gram
Ich habe keine Ahnung, wie sie heisst. Also nennen wir sie jetzt einfach random Barbara. Also ohne random. Einfach Barbara.
Sandro und Barbara sind jedenfalls noch on. Logischerweise folge ich ihr heimlich auf Instagram. Sandro ist absolut keine Instagram-Person. Aber Barbara postet, was das Zeug hält. Und Sandro macht gute Miene dazu.
Dabei weiss ich, dass er es hasst, wenn etwas von ihm veröffentlicht wird.
Anyhow.
Mein Liebeskummer jedenfalls ist immer noch mega schlimm. Seit ein paar Tagen ist es aber ein ganz kleines bisschen, also wirklich nur so 0,5 Prozent, besser geworden. Aber man nimmt ja, was man kriegt.
Jedenfalls schaffe ich es mal wieder aus dem Haus. An einem Freitagabend will ich zum Sport. Ja, Sport. Am Freitagabend. Danach heim aufs Sofa. Wobei nein, heim ins Bett. Am Freitagabend. Und jetzt? Man möge mich in Frieden eine Mittvierzigerin sein lassen.
Long Story short: Ich steige ins Tram, das mich in mein Pilatesstudio des Vertrauens bringt. Ich hechte ganz hinten rein und will mich gerade auf den letzten Einzelplatz setzen, als ich sehe, dass Sandro und Barbara genau da gegenüber sitzen. Er am Fenster.
Sie hat ihre Hand auf seinem Knie und er hat seine Hand auf ihrer. Ok, Aua. Ok, Fuck you. Ok, Kack Tram, Kack Pilates, Kack Zürich.
Ich ziehe schnell meine Kapuze über den Kopf und verschwinde ganz nach hinten. Ich beobachte die beiden die nächsten vier Tramstationen. Barbara legt ihren Kopf auf seine Schulter.
Hey, das ist mein Platz.
Ah, nein, war mein Platz.
Aua.
Dann wuschelt sie in seinen Haaren rum.
Hasst er. Ausser beim Sex.
Ausser, er hasst es jetzt nicht mehr.
Und verdammt. Er hat Sex. Sie hat Sex mit ihm und ich, ich hab nicht mal Solo-Sex.
Aber Pilates ist ja auch gut.
Tempis!
Zwei Tage später, es ist Sonntag, gehe ich spazieren. Ja, spazieren. Am Vormittag. Alleine mit meinem Elend. Am Ufer der Limmat. Immerhin da bin ich nicht alleine. Hie und da treffe ich Partypeople, die den Heimweg suchen. Oder das nächste Bänkli, um rumzumachen. Oder das nächste Gebüsch, um zu kotzen.
Good old times.
Und dann kommt SIE mir entgegen. SIE ist FRAU FISCHER. Sie ist mit den Frauen vom Turnverein unterwegs. Sie spazieren zum See und machen dann eine Schifffahrt. Also glaube ich. Ganz sicher bin ich nicht. Hab vor lauter Schluchzen nicht alles gehört, das sie gesagt hat.
Sie hat mich jedenfalls sehr herzlich umarmt. So wie es halt Mütter/Schwiegermütter/ MEINE Nicht-mehr-Schwiegermutter macht. Und ich hab geflennt.
So, jetzt mal her mit den Giftpfeilen!
Dann haben mich ihre drei Freundinnen ebenfalls getröstet und mir Dinge gesagt, wie dass andere Mütter auch schöne Söhne haben und dass ich ja so eine Herzige sei und ich mir keine Sorgen machen muss.
Ruth, die älteste der Runde, stellte dann die eine Frage: «Warum hat er dich denn verlassen, mein Kind?»
Frau Fischer und ich horchen auf. Ja, warum eigentlich konkret? Wegen Fomo? Wegen Kartoffeln? Oder war das alles geflunkert und der Grund heisst Barbara?
Wahrscheinlich ist das alles total egal. Schluss ist Schluss.
Adieu, Merci.
Man darf mir aber dennoch ein Dartbrett mit Barbaras Allerweltsgesicht drauf schenken. Gerne mit Giftpfeilen.
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
