Der bundesrätliche Redemarathon geht in die zweite Runde

Der bundesrätliche Redemarathon geht in die zweite Runde

01.08.2017, 05:08

Bereits am Vorabend des Nationalfeiertags waren fünf der sieben Bundesräte ans Rednerpult getreten. Sie lobten - je nach politischer Gesinnung - Freiheit oder Weltoffenheit der Schweiz. Heute geht der Marathon weiter: Auch Burkhalter und Parmelin halten Ansprachen.

Verteidigungsminister Guy Parmelin feiert zuerst in Wimmis BE. Seine zweite Rede wird er in seinem Heimatkanton Waadt halten - in Yvorne.

Bundesrat Didier Burkhalter wird ebenfalls der Waadt erwartet. Es ist zur Nationalfeier «Aigle - Les Diablerets» eingeladen worden und wird in Les Diablerets eine Rede halten. Es wird die letzte 1.-August-Rede des Neuenburgers als amtierender Bundesrat sein.

Den symbolträchtigsten Ort, das Rütli, überlassen die Bundesräte dem Bundeskanzler: Walter Thurnherr wird an der Bundesfeier auf der bekanntesten Wiese der Schweiz die Hauptrede halten.

Mail an Wilhelm Tell

Die anderen Bundesrätinnen und Bundesräte hatten ihre ersten Auftritte bereits am Montagabend.

Johann Schneider-Ammann dachte in Eschenz TG darüber nach, was er Wilhelm Tell über die Schweiz von heute erzählen würde. In einem fiktiven E-Mail an den Nationalhelden lobte er die «Erfolgsstory» der Schweiz - mahnte aber, dass dafür etwas getan werden müsse.

«Wir haben bisher alle industriellen Umbrüche gemeistert und wir werden auch den nächsten meistern, also die Digitalisierung», zeigte sich Schneider-Ammann überzeugt. Sie verändere zwar viele Berufsbilder - aber biete auch Chancen.

Die Schweiz verschachern?

Ueli Maurer hielt seine Rede Gluringen VS und pries die Freiheit der Schweiz. Diese sei ein grosses Privileg, aber auch eine Verpflichtung, sagte der Finanzminister. Die Schweiz habe nicht nur eine alte Tradition, die Freiheit zu verteidigen: «Es gibt in der Schweiz auch eine Tradition der Bequemlichkeit.»

So gäben Gemeinden Kompetenzen an den Kanton ab, der Kanton wiederum an den Bund. Und der Bund unterschreibe internationale Verträge - «denn wenn etwas international geregelt ist, dann meint man, nicht mehr selbst die ganze Verantwortung zu tragen».

Bundespräsidentin Doris Leuthard hingegen hat in ihrer Rede dazu aufgerufen, die EU-Frage nüchtern und sachlich zu diskutieren. Sie sprach am Europaplatz in Luzern, direkt am Seeufer vor dem KKL. Sie trat als Ehrengast auf - nach Jahrzehnten des Unterbruchs fand am Montag wieder eine Luzerner Bundesfeier statt.

Am Nationalfeiertag gelte es auch, die Schweizer Werte zu verinnerlichen. «Niemand will die Schweiz an die EU verschachern, wie das einige immer wieder behaupten. Der Bundesrat schon gar nicht», betonte Leuthard.

Offenes Tal, offene Menschen

Justizministerin Simonetta Sommaruga trat im Val-de-Travers ans Mikrofon. Das Tal im Neuenburger Jura verkörpere, was sie an der Schweiz liebe: «Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Gemeinschaft engagieren.» Das Val-de-Travers könnte sich ebenso gut «Val ouvert» nennen, offenes Tal.

In früheren Zeiten sei der Asphalt aus den Minen der Region für Trottoirs in Sydney verwendet worden, und die Marinechronometer aus der Uhrenindustrie hätten dazu beigetragen, neue Ozeane zu ergründen.

Kultur- und Innenminister Alain Berset ist am Nachmittag per Superpuma-Helikopter auf den Julierpass geflogen. Dort hat das Kulturfestival Origen einen fast dreissig Meter hohen Theaterturm aus Holz eröffnet.

Nicht weniger als eine Metapher für die Vielfalt der Schweiz sei das Bauwerk, den kulturellen Austausch, für Identität und Ordnung, sagte Berset. Dies Aufgrund der Lage auf einem seit Jahrhunderten wichtigen Passübergangs und an der Grenze zwischen mehren Sprachräumen im dreisprachigen Kanton Graubünden. (sda)

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