Seit 20 Jahren werden in der Schweiz die Brutvögel gezählt. Die Entwicklung der Bestände sagt nicht nur etwas über den Zustand der Vogelwelt aus, sondern auch über den der Natur.
Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat 1999 das «Monitoring häufige Brutvögel» eingeführt. Jedes Jahr zählen Freiwillige auf 267 über das ganze Land verteilten Quadratkilometern systematisch alle Vögel, die sie zur Brutzeit sehen oder hören. Daraus lasse sich die Bestandesentwicklung für alle häufigeren Vogelarten für das ganze Land hochrechnen, teilte die Vogelwarte am Mittwoch mit.
In den letzten 20 Jahren sammelte die Vogelwarte dank den Zählungen eine grosse Datenmenge. Es seien fast 1.3 Millionen Vogelreviere mit rund 160 Arten nachgewiesen worden, teilte sie mit.
Die jährliche Bestandesaufnahme macht etwa schleichende Rückgänge häufiger Arten sichtbar. Als Beispiel nennt die Vogelwarte die Bachstelze, deren Bestand in den letzten 20 Jahren um einen Fünftel zurückgegangen ist.
Anders entwickelte sich der Bestand der Tannenmeise: Hier gibt es von Jahr zu Jahr grosse Schwankungen, langfristig ist ihr Bestand aber stabil geblieben. Dank der Jahr für Jahr durchgeführten Erhebungen liessen sich bedrohliche Entwicklungen von unbedenklichen kurzfristigen Fluktuationen unterscheiden, teilte die Vogelwarte mit.
«Fiebermesser für die Natur»
Die jährlichen Zählungen sind auch ein Frühwarnsystem. Die Bestände der Gartengrasmücke und des Grauschnäppers seien ohne Vorwarnung seit den frühen 2000er-Jahren deutlich zurückgegangen, heisst es im jüngsten Bericht «Zustand der Vogelwelt der Schweiz» der Vogelwarte. Dank dem Frühwarnsystem hätten diese Arten frühzeitig auf die Rote Liste gesetzt und die Gründe der Rückgänge erforscht werden können.
Die Daten geben aber nicht nur Auskunft über die Bestände der einzelnen Brutvogelarten. Der Zustand der Vogelwelt widerspiegle nämlich auch den Umgang des Menschen mit der Natur, teilte die Vogelwarte mit. Das Wissen aus den Vogelzählungen diene somit auch als Fiebermesser für die Natur. (sda)