Nur zwei von fünf Menschen haben gemäss einer Studie bei einem Konzert einen Gehörschutz getragen. Offenbar tragen Hemmnisse aufgrund subjektiver Fehleinschätzungen zu der tiefen Gehörschutz-Tragquote bei.
Dass laute Musik schädlich für das Gehör ist, sei zwar einem Grossteil der Schweizer Bevölkerung bewusst - zumindest scheinbar, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem neusten Bulletin. Trotzdem verzichte die Mehrheit darauf, das Gehör während Club- oder Konzertbesuchen entsprechend zu schützen.
Um individuelle Ursachen für dieses widersprüchliche Verhalten zu eruieren, haben die Kalaidos Fachhochschule und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften eine vom BAG finanzierte Studie durchgeführt.
430 Besucherinnen und Besucher von fünf Konzerten verschiedener Genres wurden in Zürich und Luzern befragt. Von den 409 Personen, die sich zur Verwendung eines Gehörschutzes äusserten hätten rund 39 Prozent einen Gehörschutz getragen.
Die Traghäufigkeit habe stark zwischen den verschiedenen Musikgenres variiert. Beim klassischen Konzert hätten vier Prozent, beim Rock-Pop-Konzert hingegen 61 Prozent der Befragten einen Gehörschutz getragen.
Vorbildfunktionen, Gruppendynamiken und anderes hätten einen starken Einfluss auf das Verhalten im Kontext des Gehörschutzes. Je mehr Menschen im Umfeld der Befragten einen Gehörschutz trugen, desto häufiger trugen sie selber auch einen.
Je mehr Vorteile- und je weniger Nachteile die Befragten im Gehörschutz sähen, desto häufiger trügen sie ihn auch. Menschen mit Gehörschutz sähen durchaus Nachteile beim Tragen von einem Gehörschutz und nähmen diese zugunsten ihrer Gesundheit in Kauf, schreibt das BAG.
Angst vor Gehörschaden
Wer sich durch das Weglassen des Gehörschutzes dem Risiko eines Gehörschadens ausgesetzt sehe, schütze sich weitaus häufiger, als wenn das Weglassen für harmlos gehalten werde. Die Tragehäufigkeit sei höher, je wahrscheinlicher die Befragten das Eintreten eines Gehörschadens sowohl bei sich selber als auch im Allgemeinen hielten.
Bei künftigen Kampagnen sollen aufgrund der Ergebnisse dieser Studie vermehrt die Beeinflussung der sozialen Norm sowie ein verstärktes Bewusstmachen des individuellen Risikos in den Fokus gerückt werden, um die Gehörschutz-Tragequote längerfristig zu erhöhen und somit Gehörschäden entgegenzuwirken. (sda)