Regen hat in den Waldbrandgebieten Sibiriens nach Einschätzung von Umweltschützern für leichte Entspannung gesorgt. «Momentan gehen die Brände wegen der Wetterbedingungen langsam zurück», sagte der russische Experte Anton Beneslawski von Greenpeace der Agentur DPA.
Es lasse sich aber nur schwer vorhersagen, wann sie komplett gelöscht sein werden. Nur ergiebige Regenfälle könnten das Feuer wirksam bekämpfen. «Angesichts dieser Grössenordnung ist das Wetter der einzige Faktor», sagte Beneslawski.
Seit Wochen kämpfen Tausende Einsatzkräfte gegen die Flammen in der Taiga, dem für das Weltklima wichtigen Waldgürtel in Sibirien. Besonders betroffen sind aktuell nach Angaben der Behörden die Regionen Irkutsk und Krasnojarsk sowie die Teilrepublik Jakutien. Vor allem in schwer zugänglichen Gebieten seien die Löscharbeiten schwierig. Die Feuerwehr wird auch vom Militär unterstützt.
Grösser als die Schweiz
Nach Angaben von Greenpeace wüten derzeit Flammen auf einer Fläche von 5.4 Millionen Hektar. Das ist ein Gebiet grösser als die Schweiz. Die Umweltschützer werteten dafür eigenen Angaben zufolge Satellitendaten der Forstbehörden aus. Seit Jahresbeginn sind demnach 14.9 Millionen Hektar Wald abgebrannt. Im Rekordjahr 2012 waren es laut Greenpeace 18.1 Millionen.
Viele Menschen in den betroffenen Regionen leiden seit längerem unter dem Smog. «Dichter Rauch, der bei den Bränden entsteht, ruft Krankheiten hervor», sagte Beneslawski. Zudem sei der Rauch schädlich fürs Klima, weil Kohlendioxid freigesetzt werde.
Greenpeace errechnete, dass bei den Bränden mehr als 225 Millionen Tonnen CO2 pro Monat ausgestossen worden seien - so viel, wie 49 Millionen Autos pro Jahr emittieren.
Möglicherweise weniger schlimm
Laut einem internationalen Forscherteam ist die Klimabilanz solcher Brände möglicherweise nicht so schlimm wie bislang angenommen. Etwa zwölf Prozent des bei den Feuern freigesetzten Kohlenstoffs entwichen nicht als CO2 in die Atmosphäre, sondern werde für Hunderte bis Tausende Jahre als Holzkohle im Boden gebunden.
Auf lange Sicht könne dieser Effekt der Atmosphäre mitunter sogar Kohlendioxid entziehen, schreibt das Forscherteam. Denn im Lauf der Zeit nehme die nachwachsende Vegetation durch Photosynthese wieder so viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf, wie vorher in Form von Pflanzenmasse gebunden war.
Dies sei aber erst dann der Fall, wenn die gesamte Vegetation nachgewachsen sei, betonen die Forscher um Matthew Jones von der Swansea University in Wales im Fachmagazin «Nature Geoscience».
Allerdings dauere das Nachwachsen je nach Landschaft unterschiedlich lang, schreiben die Forscher: Graslandschaften etwa benötigten weniger als ein Jahr, manche Wälder dagegen Jahrzehnte. In extremen Fällen, etwa in tropischen Moorlandschaften oder in der Arktis, sei eine vollständige Erholung mitunter erst nach Jahrhunderten zu erwarten.
Dennoch wäre der sogenannte pyrogene Kohlenstoff langfristig eine bedeutende, bislang übersehene CO2-Senke. Die Wissenschaftler fordern, dies in Berechnungsmodelle für Feuer-Emissionen einzubeziehen. Erstautor Jones spricht von «guten Nachrichten», «obwohl steigende CO2-Emissionen durch menschliche Aktivitäten wie Abholzung und das Niederbrennen einiger Moorlandschaften das Weltklima weiterhin ernsthaft bedrohen».
Enorme CO2-Emissionen
Generell sind die CO2-Emissionen durch Flächenbrände enorm: Pro Jahr brenne auf der Welt eine Fläche von der Grösse Indiens, schreiben die Forscher. Diese Feuer stossen demnach mehr CO2 aus als Auto-, Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr zusammen.
Johann Georg Goldammer, Direktor des von den Vereinten Nationen koordinierten Global Fire Monitoring Center, hält die Berechnungen der Forscher für plausibel. Der grosse Unterschied zur Verfeuerung fossiler Energieträger durch den Menschen liege darin, dass die Natur der Atmosphäre das CO2 später wieder entziehe. (sda/dpa)