Lange setzten die EU-Länder für die Energiegewinnung auf Kern- und Kohlekraftwerke. Unter politischem Druck und mit finanziellen Anreizen findet aktuell aber eine Wende weg von fossilen zu erneuerbaren Energien hin statt. Nun haben die EU-Länder im Juni 2025 zum ersten Mal mehr Strom über Solaranlagen als über Kernkraftwerke produziert, wie Zahlen des Think-Tanks Ember zeigen.
22,1 Prozent der gesamten Elektrizität wurde im letzten Monat aus Sonnenenergie gewonnen. Knapp dahinter folgt die Kernkraft mit einem Anteil von 21,8 Prozent und Wind mit 15,8 Prozent. So haben sich die Anteile seit 2015 entwickelt:
Der Siegeszug der Solarenergie geht dabei gleich auf mehrere Länder zurück. Im Juni konnten 13 der 25 EU-Länder, die regelmässig Daten liefern, Rekorde bei der Gewinnung von Sonnenenergie vermelden. «Diese Rekorde im Bereich der Solarenergie sind grösstenteils auf die kontinuierliche Installation von Solaranlagen in den letzten Jahren sowie auf die vielen heissen und sonnigen Wetterperioden zurückzuführen», schreibt Ember zur Auswertung.
Diese Länder meldeten Rekorde:
Auch die Gewinnung von Windenergie lag im Mai und im Juni auf Rekordniveau. «Dies stellt eine beeindruckende Wende gegenüber den relativ schlechten Windverhältnissen zu Beginn des Jahres dar», schreibt der Think-Tank. Während die Wetterverhältnisse die Haupttreiber der Rekordzahlen darstellen, sind auch hier die Kapazitäten ausgebaut worden.
Dazu gehören mehrere Off-Shore-Projekte, welche in den letzten fünf Jahren vor den Küsten Europas in Betrieb genommen wurden. Die Rekorde wurden allerdings in Monaten erzielt, in denen der Anteil der Windenergie eher gering ist.
Mit nur gerade einem Anteil von 6,1 Prozent sinkt die Energieproduktion durch Kohle in der EU auf ein Rekordtief. 2015 lag dieser Anteil noch um die 25 Prozent. Trotzdem bleibt die Gewinnung von Energie aus fossilen Brennstoffen in der EU ein wichtiger Bestandteil des Strommixes. Im Juni stammen noch 23,6 Prozent der Gesamtenergie aus fossilen Quellen.
Im Vergleich zum Vorjahr nahm dieser Anteil sogar um 13 Prozent zu, wie Ember schreibt. Der Grund liegt darin, dass Europa wieder mehr Energie aus Gas gewinnt. Zudem sind die Anteile der Wasserkraftwerke durch die andauernde Trockenheit zurückgegangen.
Der Energiebedarf der EU-Länder steigt seit 2023 wieder leicht an. Vergleicht man das erste Halbjahr 2025 mit jenem von 2024, weisen fünf von sechs Monaten einen höheren Verbrauch aus. Insgesamt geht der Verbrauch aber seit 2008 leicht zurück.
Weltweit hat sich der Bedarf von 2000 bis 2024 von 15'000 auf 30'000 Terawattstunden verdoppelt, weiterhin wird über die Hälfte der Energie über fossile Brennstoffe gewonnen. Die Gewinnung aus erneuerbaren Energien hat im letzten Jahrzehnt jedoch sprunghaft zugenommen. (leo)