In Deutschland hat am Sonntag die mit Spannung erwartete Bundestagswahl begonnen. Rund 61.5 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über die Zusammensetzung des Parlaments und damit über die nächste Regierung von Europas grösster Volkswirtschaft zu entscheiden.
In den Umfragen der vergangenen Wochen lagen die Christdemokraten von Kanzlerin Angela Merkel bei deutlichen Verlusten im Vergleich zu 2013 klar vorne. Die Sozialdemokraten mit Kanzlerkandidat Martin Schulz fanden sich weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Im neuen Parlament dürften insgesamt sechs Fraktionen vertreten sein, unter ihnen auch zum ersten Mal die rechtspopulistische AfD.
Merkel regiert Deutschland seit Ende 2005. Eine Fortsetzung der bisherigen grossen Koalition aus CDU/CSU und SPD gilt als eher unwahrscheinlich. Je nach Wahlausgang ist auch eine Koalition der CDU/CSU mit Liberalen und Grünen denkbar.
Prognosen ab 18 Uhr
Erste Prognosen wurden mit Schliessung der Wahllokale um 18.00 Uhr erwartet. Das vorläufige Endergebnis dürfte nach Mitternacht vorliegen.
Der neue Bundestag konstituiert sich spätestens 30 Tage nach der Wahl. Er wählt auch den neuen Bundeskanzler - allerdings erst nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen den Parteien.
Gewählt werden in 299 Wahlkreisen ebenso viele Direktkandidaten. Weitere 299 Abgeordnete ziehen entsprechend dem Wähleranteil der Parteien über Listen in das Parlament ein, sofern ihre Partei bundesweit über fünf Prozent der Stimmen oder mindestens drei Direktmandate erringt. Hinzu kommen Überhang- und Ausgleichsmandate. Die Zahl der Abgeordneten könnte von 630 auf bis zu etwa 700 steigen.
Abstimmung über Flughafen Berlin-Tegel
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Deutschen auf, zur Wahl zu gehen. «Wahlrecht ist Bürgerrecht. Für mich ist es in einer Demokratie vornehmste Bürgerpflicht. Gehen Sie zur Wahl!», schrieb das Staatsoberhaupt in der Zeitung «Bild am Sonntag».
In Berlin sind die Bürger zudem zu einem Volksentscheid über die Offenhaltung des Flughafens Tegel aufgerufen. Der rot-rot-grüne Senat lehnt dies ab und will den innerstädtischen Airport nach der Eröffnung des geplanten Hauptstadtflughafens BER schliessen. Ein Ja im Volksentscheid bedeutet allerdings nicht, dass der Wählerwille auch umgesetzt werden muss. (sda/dpa/reu)