Türkischer Investigativjournalist Ahmet Sik inhaftiert

Türkischer Investigativjournalist Ahmet Sik inhaftiert

29.12.2016, 11:28

Der prominente türkische Journalist und Buchautor Ahmet Sik ist am Donnerstag unter dem Vorwurf der Verbreitung von «Terror-Propaganda» festgenommen worden. Das teilten die Justizbehörden und die türkische Polizei mit.

Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu wird Sik vorgeworfen, in Beiträgen für die oppositionelle Tageszeitung «Cumhuriyet» türkische Geheimdienste kritisiert und Twitter-Kurzbotschaften über die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbreitet zu haben.

Sik wurde 2014 mit dem UNESCO-Preis für Pressefreiheit ausgezeichnet. Die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur würdigte ihn als «glühenden Verteidiger der Menschenrechte», der «Korruption und Gewalt gegen Meinungsfreiheit» anprangere. Sik ist einer der bekanntesten türkischen Journalisten. Er verbüsste bereits in den Jahren 2011 und 2012 eine längere Haftstrafe.

Sik kritisiert Förderung Gülens durch AKP

Zu Siks Veröffentlichungen zählt ein Buch über die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, den die Regierung in Ankara als Drahtzieher des fehlgeschlagenen Putschversuchs vom 15. Juli ansieht. Das 2011 veröffentlichte Buch zeigt auf, wie Gülen-Anhänger die türkischen Behörden unterwanderten. Sik kritisiert die jahrelange Förderung Gülens durch die Regierungspartei AKP und vor allem durch Erdogan bis zum öffentlichen Bruch 2013.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sagte Sik Mitte August: «Über die Gülen-Gemeinde zu diskutieren und gleichzeitig die Mitschuld der AKP verheimlichen, ist ein grosses Versäumnis. Fethullah Gülen und Recep Tayyip Erdogan müssen wegen Bildung und Leitung einer Organisation zusammen vor Gericht gestellt werden.»

Einer von 118 Festgenommenen

Der im Exil in den USA lebende einstige Weggefährte von Präsident Recep Tayyip Erdogan bestreitet, für den Putschversuch verantwortlich zu sein. Nach dem vereitelten Putsch wurde in der Türkei der Ausnahmezustand verhängt. Seither wurden nach einer Zählung der Plattform für unabhängigen Journalismus P24 bereits 118 Journalisten festgenommen, 80 von ihnen im Zuge der Ermittlungen gegen mutmassliche Unterstützer des Umsturzversuchs.

Für Donnerstag war in Istanbul eine Anhörung gegen die Schriftstellerin Asli Erdogan und die Übersetzerin Necmiye Alpay vorgesehen. Die beiden Frauen wurden im Zuge von Ermittlungen festgenommenen, die der inzwischen verbotenen prokurdischen Zeitung «Özgür Gündem» galten. (sda/afp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!