Nach den schweren Ausschreitungen in Bosnien-Herzegowina haben die Demonstranten am Samstag eine «politische Revolution» gefordert. Demnach sollen beispielsweise die Einkommen aller Politiker an den äusserst niedrigen Durchschnittslöhnen im Land ausgerichtet werden. In einem Fünf-Punkte-Katalog verlangen die Protestierenden ausserdem, dass die «kriminellen Privatisierungen» der Staatsbetriebe rückgängig gemacht und die «Wirtschaftskriminellen» vor Gericht gestellt werden.
Die Demonstranten fordern ausserdem, dass nach dem Rücktritt der Regionalregierung in Tuzla nur parteilose Experten eine neue Regierung bilden. Die Stadt war am Freitag das Zentrum der Gewalt. Zehntausende Menschen waren im ganzen Land aus Protest gegen die ihrer Meinung nach unfähigen Politiker auf die Strasse gegangen. Gebäude der Regionalregierungen in Tuzla und Sarajevo gingen in Flammen auf. Das bosnische Staatspräsidium wurde ebenfalls angezündet und schwer verwüstet. Wertvolle Bestände des Staatsarchivs verbrannten. Die Ausschreitungen seien «kein Staatsstreich», sondern «ein Schlag des Volkes gegen die staatliche Mafia», analysierte Innenminister Fahrudin Radoncic die Proteste: «Das sind die Kinder der Eltern, die kein Geld für Brot haben».
Die Ausschreitungen begannen am vergangenen Mittwoch und sind die schwersten seit Ende des Jugoslawienkrieges. (sda)