Der Franken ist nach Ansicht des Vizepräsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Fritz Zurbrügg nach wie vor deutlich überbewertet.
Die SNB wäge vor jedem geldpolitischen Entscheid auch die Auswirkungen der Negativzinsen auf die Sparer ab. Laut Zurbrügg bleibt aber eine weitere Zinssenkung möglich.
Es gebe verschiedene Modelle, mit denen man Gleichgewichtskurse berechnen könne, sagte Zurbrügg in einem Interview mit der «Basler Zeitung» und der «Neuen Luzerner Zeitung» vom Samstag. Die allermeisten dieser Modelle zeigten, dass der Franken weiterhin deutlich überbewertet sei.
Die SNB sei mit einem Negativzins von 0.75 Prozent schon sehr weit gegangen. Da es sich dabei aber um ein neues Instrument handle, habe man keine Erfahrung, wann und mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen sei.
«Für Sparer ist es wichtiger, dass die Wirtschaft wächst, als dass sie zugunsten eines höheren Zinses vielleicht für lange Zeit mit einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung mit entsprechenden Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt leben müssen», stellte der SNB-Vizepräsident fest.
Die Nationalbank habe kein neues Wechselkursziel, sagte Zurbrügg auf die Frage, ob es sich beim aktuellen Euro-Frankenkurs von 1.10 Euro um einen neuen Gleichgewichtskurs handle. Laut Zurbrügg schaut sich die SNB die Wechselkursverhältnisse insgesamt an und nicht nur den Franken-Euro-Kurs.
Die SNB verfügt über Szenarien rund um den Ausgang der Abstimmung der Briten über einen Verbleib ihres Landes in der EU. Die Unsicherheit in der Politik und auf den Finanzmärkten ist laut Zurbrügg gross. Wenn sich deshalb das internationale Währungsgefüge bewege, dann könne das auch den Franken beeinflussen. (sda)