Wieder sind in den USA Polizisten offenbar gezielt erschossen worden - diesmal in Louisiana. Vermutlich wurden sie in einen Hinterhalt gelockt. Die Polizei sucht noch nach möglichen Komplizen.
Zehn Tage nach der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas sind in der US-Stadt Baton Rouge (Bundesstaat Louisiana) drei Polizeibeamte erschossen und mindestens drei weitere verletzt worden, einer davon schwebte in Lebensgefahr.
Ein direkter Zusammenhang mit anhaltenden Protesten gegen Polizeigewalt in den USA wurde zwar zunächst nicht offiziell bestätigt. Es gab jedoch mehrere Hinweise darauf, dass es sich wahrscheinlich um eine geplante Attacke gegen Polizisten gehandelt hat. Demnach wurden die Polizisten vermutlich in einen Hinterhalt gelockt.
US-Präsident Barack Obama rief nach den tödlichen Schüssen die Amerikaner zu Einigkeit auf. «Das ist schon zu oft geschehen», sagte er am Sonntag zu dem neuen tödlichen Angriff. Das Motiv der Tat sei noch nicht klar, sagte Obama.
«Angst und Misstrauen überwinden»
«Wir als Nation müssen klar und deutlich sagen, dass nichts Gewalt gegen die Polizei rechtfertigt». Zugleich rief er angesichts der vor den Nominierungsparteitagen der Republikaner und Demokraten aufgeheizten Stimmung im Land zur Mässigung auf. «Es hängt von uns ab, Angst und Misstrauen zu überwinden», betonte Obama.
Der Vorfall löste auch deshalb besondere Besorgnis aus, weil am Montag in Cleveland (Bundesstaat Ohio) der Parteitag der Republikaner beginnt. Dazu werden über 50'000 Menschen erwartet.
Am Rande des Parteitages wird es zahlreiche Demonstrationen geben, das hat bereits Befürchtungen ausgelöst, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Daher findet die «Convention» bereits unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Ein einziger Täter
Nach Einschätzung der Behörden in Baton Rouge gab nur ein Täter die tödlichen Schüsse auf die Polizisten ab. «Wir glauben, dass die Person, die auf die Polizisten geschossen und sie getötet hat, tot ist», sagte der Chef der Staatspolizei, Mike Edmonson, am Sonntag an einer Pressekonferenz.
Die Bevölkerung müsse nicht fürchten, dass es derzeit noch «aktive Schützen» gebe. Über das Motiv des Schützen wurde zunächst nichts mitgeteilt. Zuvor war die Polizei von mehreren Schützen ausgegangen. Nach möglichen zwei Komplizen war gesucht worden.
Nach Angaben eines Polizeivertreters sollte ein Roboter zu der Leiche des getöteten mutmasslichen Schützen geschickt werden, um nach etwaigen Sprengsätzen zu suchen.
Der Gouverneur von Louisiana, John Edwards, sprach auf Twitter von einer «verabscheuungswürdigen Attacke gegen uns alle». US-Medien bewerteten auch das als Hinweis, dass es sich um einen gezielten Angriff handelte.
Über den genauen Ablauf gab es zunächst nur wenige Angaben. Nach Medienberichten war bei der Polizei etwa um 8.30 Uhr morgens Ortszeit (15.30 Uhr MESZ) ein Anruf eingegangen, dem zufolge ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann eine Strasse entlanggehe. Als Streifenbeamte eintrafen, seien sie unter Feuer genommen worden.
Lage seit Tagen angespannt
Die Lage in Baton Rouge ist seit Tagen besonders angespannt: Dort war am 5. Juli der Schwarze Alton Sterling von Polizisten erschossen worden, während er am Boden lag. Das und tödliche Polizeischüsse auf einen zweiten Schwarzen in Minnesota hatte in den USA eine Welle des Protestes gegen Polizeigewalt ausgelöst.
In der Nacht zum 8. Juli war es dann zur Eskalation gekommen. Am Rande einer Demonstration in Dallas erschoss ein einzelner Heckenschütze gezielt fünf Polizisten. Das hat Befürchtungen ausgelöst, dass es zu weiterer Gewalt kommen könnte. (sda/dpa/reu)