Terrorismus - Belgien: Höchste Terrorwarnstufe in Brüssel - U-Bahnverkehr gestoppt

Terrorismus - Belgien: Höchste Terrorwarnstufe in Brüssel - U-Bahnverkehr gestoppt

21.11.2015, 07:08

Die belgischen Behörden haben für die Hauptstadtregion Brüssel die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die ausgerufene Stufe 4 bedeutet «eine ernste und unmittelbare» Bedrohung, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga in der Nacht auf Samstag meldete.

Im Rest des Landes gilt demnach weiterhin die Stufe 3, was einer «möglichen und wahrscheinlichen» Bedrohung entspricht. Nach der Terrorserie in der französischen Hauptstadt Paris hatten die Ermittlungen Verbindungen der Täter nach Brüssel ergeben.

Das Krisenzentrum im belgischen Innenministerium erklärte die Bedrohungslage erfordere «besondere Sicherheitsmassnahmen sowie detaillierte Empfehlungen an die Bevölkerung» in Brüssel, wo sich auch der Sitz der EU-Kommission sowie das Nato-Hauptquartier befinden.

Der U-Bahn-Verkehr soll vorerst eingestellt werden. Die Metro, die Brüsseler U-Bahn, sollte im gesamten Streckennetz von Samstag bis Sonntag nicht fahren, teilte das nationale Krisenzentrum am frühen Samstagmorgen mit. Nach Informationen des belgischen Radios RTBF sollen Strassenbahnen und Busse aber in Betrieb sein.

Das Krisenzentrum riet Bürgern weiterhin, grosse Menschenmengen wie bei Konzerten oder in Bahnhöfen zu meiden. Die 19 Gemeinden der Hauptstadtregion sollten zudem die Absage grösserer Veranstaltungen in Erwägung zu ziehen. Auch werde angeraten, keine Fussballspiele der ersten und zweiten Liga an diesem Wochenende auszutragen.

«Laufende Ermittlungen»

Erst später am Samstag werde es weitere Informationen bekanntgeben, um «laufende Ermittlungen» nicht zu behindern. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden die blutigen Anschläge in Paris zum Teil in Belgien geplant und organisiert.

Seit den Anschlägen auf eine Konzerthalle, eine Fussballarena und mehrere Cafés und Restaurants wurden in Belgien eine Reihe von Verdächtigen festgenommen, darunter mehrere Angehörige eines der Attentäter. Während einige von ihnen später wieder freigelassen wurden, wurden gegen drei Verdächtige Ermittlungen wegen Terrorvergehen eröffnet.

Ein weiterer Verdächtiger angeklagt

Am Freitag hatte die belgische Justiz einen weiteren Verdächtigen angeklagt. Er war am Donnerstag bei Razzien in Brüssel festgenommen worden. Ihm werden demnach Beteiligung an Terroranschlägen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Die beiden Verdächtigen Mohammed Amri und Hamza Attou, die am vergangenen Samstag in Belgien festgenommen worden waren, bleiben zudem weiter in Haft. Amri und Attou sollen den flüchtigen Verdächtigen Salah Abdeslam nach den Anschlägen mit dem Auto aus Paris abgeholt und nach Brüssel gebracht haben.

Abdeslam wird verdächtigt, zu der Gruppe von Attentätern gehört zu haben, die am Freitagabend im Osten der Pariser Innenstadt dutzende Menschen in Cafés und Restaurants erschossen. Neben Salahs Bruder Brahim, der sich in einem Restaurant in die Luft sprengte, gehörte zu dem Kommando offenbar auch Abdelhamid Abaaoud.

Ermittler: Fingerabdrücke gefunden

Der 28-jährige Belgier, der bei einem Polizeieinsatz am Mittwochmorgen im Pariser Vorort Saint-Denis getötet wurde, wird als mutmasslicher Drahtzieher der Anschläge gehandelt.

Wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag aus Ermittlerkreisen erfuhr, wurden auf einer der Kalaschnikows, die bei dem Angriff auf verwendet wurden, Spuren von Abaaoud gefunden. Zudem wurde er auf Überwachungsvideos im Vorort Montreuil entdeckt, wo der bei den Angriffen benutzte Seat gefunden wurde.

Selbstmordattentäter Hadfi lebte zuletzt in Belgien

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, wurden alle Verdächtigen freigelassen, die wegen Verbindungen mit dem Selbstmordattentäter Bilal Hadfi festgenommen worden waren. Hadfi hatte sich bei der Angriffsserie in Paris am Freitag vergangener Woche vor dem Fussballstadion Stade de France in die Luft gesprengt. Der 20-jährige Franzose lebte zuletzt in Belgien. (sda/dpa/afp)

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