Die gesellschaftliche Situation der Ureinwohner Australiens wird trotz zahlreicher Förderprogramme nicht besser. Der Anteil der Ureinwohner in Gefängnissen sowie mit Alkohol- und psychischen Problemen steigt einer Studie zufolge weiter.
Die Rate der Inhaftierung sei von 2000 bis 2015 um 77 Prozent gestiegen, heisst es in einem Bericht der betriebswirtschaftlichen Aufsichtsbehörde der Regierung vom Donnerstag. Um 56 Prozent sei die Rate der Spitalbesuche nach Selbstverletzungen und Suizidversuchen gestiegen. Drogenmissbrauch sei acht Prozent höher.
Anteilsmässig seien zwar weniger Jugendliche in Gefängnissen, aber die Rate sei immer noch 24 mal so hoch wie im Rest der Bevölkerung. Immerhin erreichten mehr Ureinwohner höhere Schulabschlüsse und fänden Jobs. Darüber hinaus sei die Kindersterblichkeit zurückgegangen.
Die Vize-Vorsitzende der Behörde, Karen Chester, verlangte eine bessere Überwachung und Evaluation der Förderprogramme. Die Regierung wendet jährlich 30 Milliarden australische Dollar (22.5 Milliarden Franken) für eine Verbesserung der Lage der Ureinwohner auf.
Drei Prozent der rund 23 Millionen Einwohner identifizieren sich als Ureinwohner, also fast 700'000. Dazu gehören zahlreiche Stämme der Aborigines und die Bewohner der Torres-Strait-Inseln.
Die australische Menschenrechtskommission prangert Diskriminierung gegen die Ureinwohner als «hartnäckiges aber verstecktes Phänomen» an. Weisse Siedler haben die Ureinwohner nach ihrer Ankunft Ende des 18. Jahrhunderts von ihrem Land vertrieben und in Reservate gezwungen. (sda/dpa)