Merkel und Macron wollen Europa weiter voranbringen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatschef Emmanuel Macron wollen Europa bis zu den EU-weiten Wahlen im kommenden Jahr weiter voranbringen.
«Wir müssen bis Mai sehr viel tun, um ein geeinteres, souveräneres, effizienteres Europa zu erreichen», sagte Macron am Sonntag vor einem Gespräch mit Merkel im Kanzleramt in Berlin.
Für ein solches Fortkommen sei zuerst ein deutsch-französisches Übereinkommen nötig. Merkel lobte die «grossartige» Rede, die Macron zuvor im Bundestag aus Anlass des Gedenkens an das Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren gehalten hatte. Dabei hatte Macron die «unerschütterliche» deutsch-französische Freundschaft beschworen und zugleich mehr europäische Souveränität gefordert.
«Das ist genau das, was ich empfinde», sagte Merkel. Deutschland und Frankreich trügen eine grosse Verantwortung für Europa. Bei den Europawahlen im Mai wird ein weiteres Erstarken der Nationalisten und Rechtspopulisten befürchtet. Merkel und Macron beschworen dagegen den europäischen Gedanken.
Treffen mit Jugendlichen
Zum Auftakt seines Besuchs in Berlin hatte Frankreichs Präsident gemeinsam mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit Jugendlichen aus aller Welt über den Frieden diskutiert.
Es gehe darum, «über unsere gemeinsame Geschichte» und Kultur nachzudenken und daran zu arbeiten, sagte Macron am Sonntag bei der Abschlussveranstaltung der internationalen Jugendbegegnung «Youth for Peace - 100 Jahre Ende Erster Weltkrieg, 100 Ideen für den Frieden».
Denn die Jugend könne nicht die Zukunft aufbauen, «wenn sie nicht weiss, woher sie kommt», fügte Macron hinzu. Er lobte die Ideen, die den beiden Staatsoberhäuptern beispielhaft als Ergebnisse der viertägigen Begegnung präsentiert wurden, als «sehr konkret».
Bei einem Vorschlag geht es darum, eine «Friedenslinie» quer durch Europa entlang der wichtigsten Mahnmale und Erinnerungsorte der beiden Weltkriege zu ziehen. Er könne sich vorstellen, gemeinsam mit Steinmeier die Jugendlichen an einigen dieser Orte zu treffen, schlug Macron vor.
Frieden in Europa sichern
Steinmeier äusserte seinen «grossen Wunsch», dass «wir den Frieden in Europa dauerhaft sichern». Der Bundespräsident fügte bedauernd hinzu, es sei «schonmal einfacher gewesen», gemeinsam aus der Geschichte zu lernen.
Gerade deswegen appellierte er an die anwesenden Jugendlichen, an ihren Forderungen festzuhalten, auch wenn deren Verwirklichung «in Zeiten, in denen nationalistische Strömungen zunehmen», leider schwieriger geworden sei. «Wir vertrauen auf Euch», dass die Krisen Europas, von denen wir heute reden, nicht die gesamte europäische Zukunft bestimmen«, gab er den »Botschaftern des Friedens" mit.
Eingangs hatte Steinmeier zur Begrüssung gesagt, es berühre ihn, «dass heute so viele junge Menschen hier sind», um das Versprechen zu erneuern: «Nie wieder Krieg». Das «Friedenswerk Europa» brauche täglichen Einsatz und neue, frische Ideen, mahnte Steinmeier. Europa sei in vielen Konfliktgebieten der Welt ein «einmaliges Beispiel für Frieden und Wohlstand». «Von diesem Europa wird zurecht erwartet, dass es mit einer Stimme die Politik des Friedens unterstützt.»
Insgesamt 500 junge Menschen aus 48 Ländern hatten seit Mittwoch in Workshops über ihre Vorstellungen debattiert. Organisiert wurde die internationale Jugendbegegnung vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) und Partnerorganisationen. (sda/afp)
