Beim Absturz eines türkischen Fracht-Jumbos in Kirgistan sind nach Behördenangaben mindestens 35 Menschen getötet worden. Die Boeing 747 krachte bei einem missglückten Anflug auf den Flughafen der Hauptstadt Bischkek in eine Wohnsiedlung und wurde völlig zerstört.
«Nach vorläufigen Erkenntnissen könnte es ein Pilotenfehler gewesen sein, aber die Untersuchungen dauern noch an», sagte der kirgisische Vize-Ministerpräsident Muchammetkaly Abulgasijew am Montag der russischen Agentur Tass zufolge.
Die Maschine der türkischen Frachtfluglinie ACT war in Hongkong gestartet und sollte nach einer Zwischenlandung in Bischkek weiter nach Istanbul fliegen. Das Unglück ereignete sich um 7.20 Uhr Ortszeit (2.20 Uhr MEZ).
Aus den Häuschen anderthalb Kilometer von der Landebahn entfernt wurden nach Regierungsangaben mindestens 31 Menschen tot geborgen. Auch die vier Mann Besatzung kamen ums Leben.
Die Maschine zerbarst beim Aufprall in mehrere Teile und ging in Flammen auf. Cockpit und Heck lagen verstreut zwischen den Trümmern der Häuser. Mehr als zehn Menschen kamen verletzt in Spitäler.
Bischkek als Zwischenstation
ACT Airlines in Istanbul bestätigte den Absturz ihres Jumbo-Jets mit der Kennung TC-MCL. Die Fluggesellschaft teilte am Montag auf ihrer Homepage mit, die Ursache für den Unfall sei bislang unbekannt.
Nach Angaben der Airline wurde die Unglücksmaschine im Jahr 2003 gebaut. ACT wurde nach eigenen Angaben 2004 gegründet. Die Gesellschaft firmiert auch unter dem Namen myCargo. Sie sei fast vollständig im Besitz einer chinesischen Gruppe und eines türkischen Teilhabers.
Die halbstaatliche türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines teilte mit, weder Flugzeug noch Besatzung gehörten zu Turkish Airlines. Allerdings gingen die kirgisischen Behörden davon aus, dass der Flug im Auftrag von Turkish Airlines geschah.
Auch bei Flugzeug-Trackingsystemen im Internet wie Flightradar24 wurde der Flug mit der Nummer TK6491 von Turkish Airlines geführt. Turkish Cargo nutzt Bischkek auf vielen Fernost-Flügen als Zwischenstopp.
Über Landebahn hinweg geflogen
Die Maschine hatte nach vorläufigen Angaben Konsumgüter an Bord, wie ein Vertreter des Rettungsstabes zur russischen Agentur Interfax sagte. Ein Flugschreiber der Boeing wurde am Nachmittag (Ortszeit) in Bischkek gefunden.
Der Jumbo sei von Osten eingeflogen über die Landebahn hinweg und dahinter in die Siedlung gestürzt, sagte der Vizechef der kirgisischen Zivilluftfahrt, Bakyt Dschunuschalijew, der Agentur Tass. «Man kann nur vermuten, dass der Pilot einen zweiten Anflug unternehmen wollte.»
Beim Absturz eines israelischen Fracht-Jumbos auf ein Wohnhaus in Amsterdam wurden 1992 vier Mann Besatzung und 39 Menschen am Boden getötet. (sda/afp/dpa)