Sklaverei: Mehr als 45 Millionen Menschen von Sklaverei betroffen

Sklaverei: Mehr als 45 Millionen Menschen von Sklaverei betroffen

31.05.2016, 12:04

Mindestens 45.8 Millionen Menschen leben zurzeit weltweit in modernen Formen der Sklaverei. Die Zahl liegt deutlich höher als die 2014 gezählten 35.8 Millionen.

Das ist das Ergebnis des am Dienstag in London vorgestellten «Global Slavery Index» der australischen Stiftung «Walk Free». Die Autoren der Studie geben jedoch an, der Zuwachs sei grösstenteils auf bessere Recherchebedingungen und -qualität zurückzuführen.

Mehr als ein Drittel der betroffenen Menschen leben nach der Studie in Indien. 18.3 Millionen Menschen wird demnach dort die Kontrolle darüber entzogen, was mit ihrem Körper passiert oder welche Art der Arbeit sie ausüben, ohne dass sie sich aus dieser Situation befreien können.

Viele Schuldarbeiter

In Indien müssen die meisten Betroffenen als Haushaltshilfen, Bettler, Sexarbeiter oder Kindersoldaten arbeiten. Ein grosser Teil der Betroffenen sind zudem so genannte Schuldarbeiter, die zur Tilgung von Krediten zur Zwangsarbeit genötigt werden. Die 18.3 Millionen Betroffenen machen rund 1.4 Prozent der indischen Bevölkerung aus.

In nur drei der 167 untersuchten Länder lag der Anteil gemessen an der Gesamtbevölkerung höher. Mit 3.4 Millionen Menschen in Sklaverei belegt China den zweiten Platz bei den absoluten Zahlen. Dahinter folgen Pakistan mit 2.1 Millionen sowie Bangladesch und Usbekistan mit 1.5 und 1.2 Millionen. Damit leben 26.6 Millionen oder 58 Prozent aller von Sklaverei betroffenen Menschen allein in diesen fünf Ländern.

Höchste Quote in Nordkorea

In Relation zur Bevölkerungsgrösse weise Nordkorea die höchste Quote auf, zugleich sei die Regierung des abgeschotteten kommunistischen Staats am wenigsten zugänglich für das Thema: Geschätzte 1.1 von 25 Millionen Einwohnern entsprechen 4.4 Prozent der Gesamtbevölkerung. «Obwohl Daten aus dem Land schwer zu belegen sind, gibt es überzeugende Beweise dafür, dass es staatlich verordnete Zwangsarbeit gibt», heisst es in der Studie.

In Usbekistan machen die modernen Sklaven knapp vier Prozent der Bevölkerung aus. Auch hier gehe ein grosser Teil des Zwangs zur Arbeit vom Staat aus, insbesondere in der Baumwollindustrie des Landes. Die Schweiz ist im Index nicht vertreten.

Ausbeutung der Lebenssituation

Als moderne Sklaverei wird eine ausbeuterische Lebenssituation angesehen, aus der es für das Opfer aufgrund von Drohungen, Gewalt, Zwang, Machtmissbrauch oder Irreführung kein Entrinnen gibt. Dabei kommt es häufig vor, dass die Betroffenen in Schuldverhältnissen gehalten werden, wie es auf Fischerbooten in Asien oft Methode ist, dass sie als Hausangestellte ausgebeutet oder in Bordellen zwangsprostituiert werden.

Für die Studie befragte die Stiftung nach eigenen Angaben mehr als 42'000 Menschen aus 25 Ländern in persönlichen Interviews. Sie fanden in der jeweiligen Landessprache statt und folgten einem festen Fragenkatalog. Die Schätzungen für diese 25 Länder wurden dann entsprechend standardisierter Risikoprofile auf die übrigen Länder übertragen. (sda/dpa/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!