Schwangere asylsuchende Frauen erhalten in der Schweiz keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Berner Fachhochschule.
Die wesentlichen medizinischen Leistungen seien zwar gewährleistet, psychische Unterstützung bleibe aber vielfach verwehrt. Für Frauen mit traumatisierten Erfahrungen sei dies gravierend, teilte die Berner Fachhochschule (BFH) mit Bezug auf die Studie am Mittwoch mit.
Schwangere Frauen und Mütter sind gemäss den Studienautoren wegen den Gewalterfahrungen und Entbehrungen auf der Flucht, verbunden mit gesundheitlichen Herausforderungen einer Schwangerschaft, eine besonders verletzliche Gruppe von Asylsuchenden. In der Schweiz befinden sich rund zwei Drittel der asylsuchenden Frauen im reproduktiven Alter.
Ein Hauptgrund für den Mangel in der Gesundheitsversorgung von Migrantinnen ist gemäss den Forschern die fehlende Übersetzung. Dolmetscher würden aus Kostengründen vielfach gestrichen, und Migrantinnen bleibe es deshalb vielfach verwehrt, im Vertrauen über ihre Schwangerschaft zu sprechen. Spezifische Beratungsangebote fehlten.
Zudem könne dieser Mangel an Kommunikation dazu führen, dass Asylsuchende das schweizerische Gesundheitssystem nicht verstünden. Im Vergleich zu einheimischen Frauen weisen Migrantinnen deutlich schlechtere Gesundheitsergebnisse auf.
Forscher: «Verfehlte Verhütungspolitik»
Es sei nur der Zugang zu Kondomen sichergestellt, kritisieren die Forscher weiter. Das erschwere den Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln und schränke die Wahlfreiheit der Frauen ein. Frauenspezifische Verhütungsmittel würden nicht finanziert. Das werten die Forscher als eine «verfehlte Verhütungspolitik».
Die Autoren empfehlen unter anderem, nicht ärztliches Personal wie zum Beispiel Hebammen, spezialisierte Pflegefachpersonen sowie Mütter- und Väterberaterinnen in die Betreuung der Migrantinnen miteinzubeziehen. Als Vorzeigemodell könnte der Kanton Waadt dienen. Die Gesundheitsversorgung des Kantons ist gemäss der Studie gut vernetzt und ein «innovatives Modell».
Die BFH untersuchte, mit finanzieller Unterstützung vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), acht Asylunterkünfte der Kantone Bern, Waadt und Tessin. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lebten dort 151 Frauen im geburtsfähigen Alter von 18 bis 48 Jahren vor allem aus Eritrea, Äthiopien, dem Irak, Afghanistan und Syrien. (sda)