Die überraschend aus der Untersuchungshaft entlassene türkische Autorin Asli Erdogan will ihre Heimat nach Möglichkeit verlassen.
«Ich kann mit diesem abgründigen Hass nicht mehr umgehen. Ich zerbreche noch daran», sagte die 49-Jährige in einem Telefongespräch mit der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). «Und unabhängig davon, seien wir ehrlich: Wer braucht hier noch so etwas wie Literatur?!»
Allerdings droht der Schriftstellerin weiter lebenslange Haft. Ihr wird unter anderem Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Am 14. März geht der Prozess gegen sie weiter.
«Ich kann nur hoffen, dass ich freigesprochen werde. Sie wollen keine Märtyrer, die man im Ausland kennt», sagte sie. Sie habe schon viel im Ausland gelebt, sei aber immer wieder in die Türkei zurückgekehrt, weil sie sich dort auf die Sprache besinnen könne. «Ich kann nun mal in keiner anderen Sprache schreiben. Meine eigentliche Heimat ist das Türkische, nicht die Türkei.»
Ende Dezember hatte ein Gericht in Istanbul nach viereinhalb Monaten Untersuchungshaft ihre Entlassung aus dem Gefängnis angeordnet. Allerdings wurde eine Ausreisesperre gegen sie verhängt. (sda/dpa)