Bei der Parlamentswahl in Österreich haben die Spitzenkandidaten von ÖVP und SPÖ voller Zuversicht ihre Stimmen abgegeben. Die Kampagne der Sozialdemokraten habe in den letzten Tagen deutlich an Fahrt aufgenommen, sagte Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern.
«Wir sind voller Optimismus», meinte der 51-Jährige am Sonntag. Sein Herausforderer Sebastian Kurz von der konservativen ÖVP ging unter grossem Medienandrang zur Wahl in seiner ehemaligen Schule in Wien.
«Ich hoffe natürlich auf ein gutes Ergebnis, damit eine echte Veränderung in Österreich möglich ist», sagte der 31-Jährige vor mehreren Dutzend Kamerateams.
Kurz ist laut Umfragen der Favorit bei der Wahl. Allerdings mehrten sich jüngst Stimmen, dass die Umfragen nicht überbewertet werden sollten. «Ich glaube, es ist vieles möglich», sagte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen vor seiner Stimmabgabe.
«Potential für Last-Minute-Bewegungen»
Rund eine Million Wähler waren nach Einschätzung von Wahlforschen bis zuletzt unentschlossen. «Da gibt es Potenzial für Last-Minute-Bewegungen», erklärte der Experte des Meinungsforschungsinstituts Sora, Christoph Hofinger, im ORF.
6.4 Millionen Österreicher können nach dem Bruch der rot-schwarzen Koalition vorzeitig ein neues Parlament wählen. Es kandidieren 16 Parteien, zehn davon landesweit. Die letzten Wahllokale schliessen um 17 Uhr. Die ersten Hochrechnungen werden gegen 17.15 Uhr erwartet.
Bei einem engen Rennen ist fraglich, ob am Wahlabend klar wird, wer gewonnen hat. Der Grund ist die hohe Zahl von voraussichtlich um die 750'000 Briefwählern. Deren Stimmen werden erst am Montag, teilweise sogar erst am Donnerstag ausgezählt.
Schlammschlacht zwischen Parteien
Wahlforscher gehen davon aus, dass die Wahlbeteiligung höher sein wird als 2013 mit damals 74.9 Prozent. Das liegt auch an dem äusserst erbittert geführten Wahlkampf. Zwischen SPÖ und ÖVP war es in den letzten beiden Wochen vor der Wahl geradezu zu einer Schlammschlacht gekommen.
Eines der Hauptthemen des Wahlkampfs war die Migrationskrise mit ihren Folgen. Vor allem FPÖ und ÖVP machen sich stark dafür, die Zuwendungen für Flüchtlinge zu kürzen oder gar auf Sachleistungen zu beschränken.
Die Wahl findet ein Jahr früher als vorgesehen statt. Die tief zerstrittene rot-schwarze Koalition war im Mai zerbrochen. Den Vorsitzenden von SPÖ und ÖVP, Kern und Kurz, wird ein eisiges Verhältnis zueinander nachgesagt. Eine Wiederauflage dieses Bündnisses mit diesen Parteichefs gilt als ausgeschlossen. (sda/dpa)