Bei ihren Ermittlungen zur Gruppenvergewaltigung einer 16-Jährigen hat die brasilianische Polizei zwei Verdächtige festgenommen. Nach weiteren vier Verdächtigen werde gesucht, teilte die Polizei am Montag in Rio de Janeiro mit.
Chefermittlerin in dem Fall ist seit Sonntag Cristiana Bento, nachdem ihr Vorgänger mit umstrittenen Äusserungen Kritik erregt hatte. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Globo wurde der mutmassliche Freund des Opfers, ein 20-jähriger Fussballspieler, am Montag in einem Restaurant festgenommen.
Ein 22-Jähriger, der zugegeben hatte, das im Internet veröffentlichte Video der Gruppenvergewaltigung gedreht zu haben, stellte sich selbst der Polizei und wurde am Montag festgenommen. Unter den weiteren Gesuchten ist auch ein örtlicher Drogendealer.
Bentos Vorgänger Alessandro Thiers hatte unter anderem die Frage aufgeworfen, ob die Gruppenvergewaltigung möglicherweise «mit Einwilligung» des Opfers erfolgt sein könnte, ob sie «unter Drogen» gestanden habe und ob sich alles wirklich so zugetragen habe, wie von der jungen Frau geschildert. Ausserdem soll Thiers in einer Vernehmung das Opfer gefragt haben, ob sie häufiger «aus Gewohnheit an Orgien teilnehme».
Die Jugendliche hatte bei der Polizei ausgesagt, sie sei von 33 Bewaffneten in dem Armenviertel sexuell missbraucht worden. Bento sagte, es stehe ausser Frage, dass es eine Vergewaltigung gegeben habe. «Was ich beweisen will, ist das Ausmass des Verbrechens, und wie viele teilgenommen haben.» Die Jugendliche hatte sich nach Angaben der Ermittlerin erst an die Polizei gewandt, nachdem das Handy-Video im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht worden war.
Schweigen aus Angst vor den Männern
Nach der Tat am 21. Mai war das Opfer einige Tage verschwunden und dann wieder bei seiner Familie aufgetaucht. Die 16-Jährige wurde in einem Spital auf mögliche Geschlechtskrankheiten untersucht. Die Chefermittlerin sagte am Montag, es sei eine gängige Praxis, dass Drogendealer in Häuser gehen und junge Frauen sexuell misshandeln. Aus Angst vor den Männern schwiegen die Opfer meist, sagte Bento.
Die Rechtsmedizinerin Adriane Rego sagte auf der Pressekonferenz an der Seite der Ermittlerin, 72 Stunden nach einer Vergewaltigung sei es schwer, Beweise zu finden. Aber «die Tatsache, dass keine Beweise gefunden werden, heisst nicht, dass es kein Verbrechen gab».
Die brutale Tat löste in Brasilien Entsetzen aus, nachdem vergangene Woche die Handy-Aufnahmen veröffentlicht worden waren. Seitdem gab es zahlreiche Demonstrationen und Internet-Kommentare gegen sexuelle Gewalt. (sda/afp)