Nach dem Ende des Fährstreiks in Griechenland sind wieder viele Tausend Flüchtlinge und Migranten auf der Balkanroute in Richtung Westeuropa und vor allem Deutschland unterwegs. Seit Freitag kamen rund 15'000 Menschen von den Inseln in der Ostägäis nach Piräus.
5000 weitere wurden nach Schätzungen der Küstenwache vom Montag im Tagesverlauf erwartet. An der griechisch-mazedonischen Grenze warteten etwa 10'000 Menschen auf ihre Weiterreise, wie die Medien in Athen berichteten. Der viertägige Fährstreik in Griechenland war am vergangenen Freitag zu Ende gegangen.
In Kroatien wurden am Sonntag (bis 21.00 Uhr) 5500 Flüchtlinge gezählt. Im Winterlager der Stadt Slavonski Brod warteten weitere 2100 auf ihren Transit in Richtung Slowenien und Österreich, teilte das Innenministerium am Montag in Zagreb mit. In der Nacht waren nach Darstellung der Nachrichtenagentur STA 2100 Menschen aus Kroatien neu eingereist.
In Österreich waren am Sonntag 2100 Flüchtlinge angekommen, meldete die Nachrichtenagentur APA. Das Erstaufnahmezentrum am Grenzübergang Spielfeld sei leer.
Asselborn: EU in sehr kritischer Situation
Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn warnte angesichts der Flüchtlingskrise vor einem Zerfall der EU und einer Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen den EU-Staaten. «Die Europäische Union kann auseinanderbrechen. Das kann unheimlich schnell gehen, wenn Abschottung statt Solidarität nach innen wie nach aussen die Regel wird», sagte Asselborn der Nachrichtenagentur dpa in Luxemburg.
Auch die 1985 im luxemburgischen Schengen vereinbarte Abschaffung der Grenzkontrollen, an denen sich mittlerweile 26 europäische Länder beteiligen, sieht der Minister bedroht: «Wir haben vielleicht noch einige Monate Zeit.»
Die meisten EU-Staaten hätten verstanden, dass den Flüchtlingen geholfen werden müsse. Es seien aber auch «einige dabei, die haben wirklich die Werte der Europäischen Union, was ja nicht nur materielle Werte sind, nicht richtig verinnerlicht». Dies gefährde das Vertrauen der Bürger. Die EU sei in einer «sehr, sehr kritischen Situation». (sda/dpa)