Die Schweizer Verwaltungsräte werden, was die konjunkturellen Aussichten betrifft, zunehmend negativ. Mehrheitlich rechnen sie zwar noch mit einer gleichbleibenden Wirtschaftslage für die kommenden zwölf Monate.
Aber der Anteil der negativen Einschätzungen nimmt zu. Die Aussichten für das eigene Unternehmen werden dagegen positiver eingeschätzt, heisst es am Freitag in einer Vorabmeldung zu einer Umfrage des Fachverbands swissVR, der Beratungsfirma Deloitte sowie der Hochschule Luzern.
Nur 27 Prozent der knapp 400 befragten Verwaltungsräte beurteilen die Konjunkturaussichten für die Schweiz positiv. Im Vorjahr seien es noch doppelt so viele gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Verwaltungsratsmitglieder, die die Konjunkturentwicklung neutral bewerten, auf 67 von 45 Prozent gestiegen. Der Anteil der klaren Pessimisten habe auf sechs von einem Prozent zugenommen.
IT-Branche hui - Detailhandel pfui
Mit 76 Prozent der Befragten werden die Geschäftsaussichten in der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) am positivsten eingeschätzt. Im Baugewerbe sind es 62 Prozent. Beide Branchen haben seit der letzten Umfrage rund zehn Prozentpunkte gut gemacht. Dagegen beurteilen lediglich 49 Prozent der Befragten aus Pharma, Life Sciences, Medtech und Gesundheit sowie in der Finanzdienstleistungsindustrie die Aussichten optimistisch. Im Detailhandel und in der Konsumgüterindustrie sind es noch 48 Prozent.
Bei der Einschätzung für die Entwicklung ihrer eigenen Branche sind die Verwaltungsräte erneut skeptischer geworden. Nur noch 36 Prozent der Befragten (Vorjahr 46%) erwarteten eine positive Branchenentwicklung. Beim Urteil über das eigene Unternehmen seien sie zwar optimistischer als bei der Gesamtbranche, denn 53 Prozent der Befragten schätzten die Geschäftsaussichten positiv ein. Dies ist aber gegenüber dem Vorjahr ein starker Rückgang von sieben Prozentpunkten.
Generell zeichne die konjunkturelle Einschätzung der Verwaltungsräte ein realistisches Bild. Der grosse Optimismus, mit dem die Verwaltungsräte ihr Unternehmen beurteilen, überrasche aber, heisst es. «Man fragt sich, ob hier der Wunsch nicht Vater des Gedanken ist», wird Michael Grampp, Chefökonom Deloitte Schweiz, in der Studie zitiert. Die Unternehmen müssten die globalen Unsicherheiten wie die andauernden Handelsstreitigkeiten ernst nehmen und auch wieder mit einem stärkeren Franken kalkulieren.
Die gesamte Studie, der swissVR Monitor II/2019, wird am 24. August veröffentlicht. (sda/awp)