Türkische Luftangriffe in der nordwestsyrischen Region Afrin sollen einen 3000 Jahre alten hethitischen Tempel schwer beschädigt haben. Die aus der aramäischen Ära zwischen 1300 und 700 vor Christus stammende neo-hethitische Anlage wurde demnach teilweise zerstört.
Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die syrische Antikenbehörde teilten am Sonntag mit, der Luftangriff am Freitag habe die Tempelanlage von Ain Dara getroffen.
Die Antikenbehörde in Damaskus sprach von einem Angriff auf «eine der wichtigsten Bauten der Aramäer in Syrien im ersten Jahrtausend vor Christus».
Der frühere Antikendirektor Maamun Abdulkarim sagte, der Tempel sei 1982 entdeckt worden und sei bekannt für seine «aussergewöhnlichen kolossalen Basaltlöwen». Abdulkarim beklagte, dass «3000 Jahre Zivilisation bei einem Luftangriff zerstört» worden seien.
Die Anlage sei zu 60 Prozent zerstört, erklärte die Beobachtungsstelle, die der syrischen Opposition nahesteht und ihre Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht.
Abdulkarim verglich die Zerstörung von Ain Dara mit der Sprengung des Bal-Tempels in Palmyra durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der frühere Antikendirektor äusserte zudem Sorge um die Sicherheit anderer antiker Stätten im Nordwesten Syriens.
Die türkische Armee geht seit zehn Tagen mit verbündeten Rebellen gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) vor, die die Region Afrin im Nordwesten Syriens kontrollieren. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Zweig der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft, und sieht die YPG-Präsenz an der türkischen Südgrenze als Bedrohung. (sda/afp)