Gegner befürchten Überwachung bis ins Schlafzimmer

Gegner befürchten Überwachung bis ins Schlafzimmer

25.11.2018, 15:2425.11.2018, 15:24

Die Sozialversicherungen bekommen grünes Licht, Versicherte bei Verdacht auf Missbrauch durch Detektive überwachen zu lassen. Die Gegner der Vorlage befürchten, dass die Detektive observierte Personen bis ins Schlafzimmer verfolgen werden.

«Sie werden alle überwachen - ich denke, es wird bis ins Schlafzimmer gefilmt werden», sagte Rechtsanwalt Philipp Stolkin, einer der Köpfe des Referendumskomitees gegen die Versicherungsdetektive.

Die Versprechen des Bundesrats im Abstimmungsbüchlein, bei der Überwachung die Verhältnismässigkeit hochzuhalten, werde sich in Schall und Rauch auflösen. Jeder werde ins Fadenkreuz genommen, sagte der Anwalt gegenüber Schweizer Fernsehen SRF.

Es liege nahe, dass Betroffene auch mit der neuen gesetzlichen Grundlage ihre Fälle bis an den Menschenrechtsgerichtshof ziehen würden. «Es wird ein Rennen stattfinden von Anwälten, wer zuerst in Strassburg sein wird», sagte Stolkin. Auch er werde sich daran beteiligen. «Ob ich der Erste sein werde, ist unklar.»

Harter Abstimmungskampf

Trotz der 67 Prozent Ja-Stimmen für die Sozialdetektive zeigte sich Co-Kampagnenleiter Dimitri Rougy nicht enttäuscht über das Resultat. Es sei von vornherein klar gewesen, dass der Abstimmungskampf sehr hart werden würde.

Aber die Millionenkampagne der Versicherungslobby und die Falschinformationen des Bundes hätten von den gravierenden Mängeln des Gesetzes abgelenkt.

Kritik bleibt bestehen

Für die Luzerner SP-Nationalrätin Priska Birrer-Heimo bleibt die Kritik an der Überwachung trotz der klaren Ablehnung des Referendums weiter bestehen. «Wir haben die Mängel der Vorlage aufgezeigt, und diese Mängel sind weiterhin vorhanden», sagte sie zu Radio SRF.

«Wir müssen gut dazu schauen, dass die Privatsphäre jener Leute geschützt wird, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen», sagte sie weiter. Aber natürlich gelte es, das Abstimmungsresultat zu respektieren.

Polemik hat nicht verfangen

Auf Seiten der Befürworter zeigte sich Nationalrätin Andrea Gmür (CVP/LU) sehr zufrieden mit dem Resultat. Die Polemik der Gegner habe nicht verfangen.

Das Stimmvolk habe verstanden, dass Sozialdetektive nur aufgrund einer klaren gesetzlichen Grundlage zum Einsatz kommen - und nur, wenn sonst nichts mehr fruchte. Das Ja sei auch ein Ja für Menschen, die auf die Versicherungsleistungen wirklich angewiesen seien. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!