Die St. Galler Kantonspolizei hat eine Notruf-App entwickeln lassen, die den Einsatzkräften eine genaue Ortung des Handys ermöglicht. Bisher beteiligen sich die Ostschweizer Kantone sowie Freiburg und Waadt daran.
Jährlich gehen in der Schweiz rund drei Millionen Notrufe ein, zwei Drittel davon via Handy. «Immer mehr Leute wissen aber nicht, wo sie sich befinden», stellte der St. Galler Polizeikommandant Bruno Zanga am Mittwoch bei der Präsentation der neuen Notruf-App «retteMi» fest.
Mit einem neuen Angebot sollen die hilfesuchenden Anrufer künftig schnell geortet werden. In Zusammenarbeit mit der St. Galler Kantonspolizei wurde von der slowenischen Firma XLAB eine kostenlose App entwickelt. In dieser Ausprägung gebe es das Angebot bisher nicht auf dem Markt, versicherte Aurelio Zaccari, Leiter der kantonalen Notrufzentrale.
Standort oft nicht bekannt
Zentraler Bestandteil der Applikation (www.rettemich.ch) ist ein «Smartlocator», der bereits bisher nach einem Notruf über einen SMS-Link aktiviert werden konnte. Damit sei es möglich, ein Handy genau zu orten und die Information an die Einsatzkräfte weiterzugeben, hiess es an der Medienorientierung.
Unter anderem wurden damit vier Jugendliche, die sich im Kanton Freiburg in den Bergen verirrt hatten, geortet. Es gelang, die Stelle zu finden, an der ein Motorradfahrer verunglückt war. Einen im Kanton St. Gallen in einem Wald verunfallten Biker habe man «punktgenau» orten können.
App ortet Anrufer
Nun wurde der Smartlocator in die neue App integriert, die es für alle bekannteren Handy-Betriebssysteme gibt. Wird sie aufgerufen, öffnet sich eine Auswahl zwischen den verschiedenen Notrufnummern 112, 117, 118 oder 144. Danach wird eine Verbindung zur jeweils nächsten Notrufzentrale hergestellt. Dort sieht man dann auf dem Bildschirm, wo sich das Mobiltelefon auf rund zehn Meter genau befindet.
Voraussetzung ist allerdings, dass der Anrufer bei seinem Handy die Option Ortungsdienste aktiviert hat. Das ist nicht immer der Fall, wie ein praktischer Test an der Medienorientierung zeigte. In der St. Galler Notrufzentrale sind deshalb diverse Anleitungen in mehreren Sprachen hinterlegt, wie dieser Dienst in einem Notfall eingeschaltet werden kann.
Angebot an andere Kantone
Über die App kann nicht nur Alarm geschlagen und der Standort geortet werden. Gleichzeitig können damit über eine SSL-Verschlüsselung auch persönliche Angaben übermittelt werden. Dazu gehören Name, Adresse, Blutgruppe, Krankenversicherer oder Hausarzt. Auch die Information, ob man Organspender ist, kann in der App hinterlegt werden.
Bisher beteiligen sich die Ostschweizer Kantone sowie Freiburg und Waadt an den Entwicklungskosten. Für den Kanton St. Gallen betrug der Anteil 16'000 Franken, der jährliche Betriebsaufwand liegt bei rund 3200 Franken. Ziel ist es, dass sich weitere Kantone beteiligen und die App auf ihrem Gebiet ebenfalls anbieten. (sda)