Auch nach der Einigung wichtiger Förderländer auf eine Deckelung der Ölproduktion in Doha, bleibt die Unsicherheit am Markt gross. So will der Iran die Förderung weiter steigern, bis das Land das Produktionsniveau vor Einführung der Sanktionen wieder erreicht hat.
«Vom Iran zu verlangen, seine Ölfördermenge einzufrieren, ist unlogisch», zitierte die iranische Tageszeitung «Shargh» am Mittwoch einen iranischen Opec-Gesandten. Dem Bericht zufolge forderte er andere Ölförderländer auf, die ihre Produktion seit 2011 hochgefahren haben, diese wieder zu reduzieren, um damit zu einer Erholung der Ölpreise beizutragen.
Nach dem Ende westlicher Sanktionen im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm meldet sich die Islamische Republik gerade zurück auf dem Ölmarkt. Seither ist der Erdölabsatz des Irans nach Europa auf mehr als 300'000 Barrel pro Tag gestiegen, wie kürzlich die iranische Nachrichtenagentur Schana vermeldete. Auf dem Rekordhoch 2011 hatte der Iran mehr als drei Millionen Barrel pro Tag exportiert.
Credit Suisse zeigt sich skeptisch
Die anhaltende Unsicherheit über die Entwicklung des Ölpreises hat am Mittwoch auch den Investoren an den asiatischen Börsen die Kauflaune verdorben. Viele Händler setzen nicht mehr darauf, dass es gelingt, die Produktion zu kappen und damit den Preis zu stabilisieren.
Selbst wenn die Vereinbarung von Doha umgesetzt würde, würde sie das kurzfristige Problem des Überangebots nicht lösen, schreiben Analysten der Grossbank Credit Suisse. Denn die Produktion würde lediglich auf einem Niveau knapp unter der Rekordhöhe eingefroren, was deutlich über der aktuellen Nachfrage liege.
Für viele in der Branche wird es eng
Die Ölproduzenten Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela hatten sich am Dienstag darauf verständigt, die Produktion auf dem Januar-Niveau einzufrieren. Das Abkommen von Doha greift aber nur, wenn auch andere grosse Ölländer mitmachen. Am Mittwoch will der venezolanische Ölminister Eulogio Del Pino nach Teheran reisen.
Das Treffen in Doha gilt als Versuch, die Abwärtsspirale bei dem Schmierstoff der Weltwirtschaft zu brechen. Die Talfahrt beim Öl hält wegen des riesigen Angebots bereits seit mehr als 18 Monaten an: Seither brach der Preis der richtungsweisenden Nordsee-Sorte Brent um rund 70 Prozent ein.
Vielen Förderländern, aber auch Unternehmen in der Branche steht inzwischen das Wasser bis zum Hals. Gemäss einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte droht etwa einem Drittel der im Sektor tätigen Firmen noch in diesem Jahr das Aus. (sda/reu)