Gut ein Jahr nach dem Tod des Schwarzen Freddie Gray in Polizeigewahrsam ist ein Polizist in Baltimore freigesprochen worden. Der 30-jährige Edward Nero war wegen Körperverletzung, grob fahrlässiger Gefährdung und Amtsvergehen angeklagt worden.
Ein Gericht befand ihm am Montag für nicht schuldig. Es ist das erste Urteil in dem Fall. Der 25-jährige Gray hatte im April 2015 nach seiner Festnahme im Polizeigewahrsam schwere Rückenverletzungen erlitten, war ins Koma gefallen und eine Woche später gestorben. Sein Tod löste in der Ostküstenmetropole tagelange Proteste und schwere Unruhen aus.
Nero war einer von drei Polizisten einer Fahrradstaffel, die Gray verfolgt und festgenommen hatten. Auf einem Video, das Augenzeugen aufgenommen haben, ist zu sehen, wie zwei Polizisten ihn am Boden festhalten und Gray offensichtlich unter Schmerzen schreit. Anschliessend tragen sie ihn in einen Polizeitransporter. Die Beamten erklärten, Gray habe ein Klappmesser bei sich gehabt.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Weissen Nero vor, Gray ohne Grund festgenommen und ihn in den Wagen gelegt zu haben, ohne ihn anzuschnallen. Der Richter Barry Williams erklärte am Montag, es gebe keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass Nero direkt an der Festnahme beteiligt war.
Verfahren gegen sechs Polizisten
Insgesamt müssen sich in dem Fall sechs Polizisten in getrennten Verfahren verantworten. Ein erster Prozess gegen den Beamten William Porter hatte im vergangenen November begonnen. Weil die zwölfköpfige Jury sich aber über drei Tage nicht darauf einigen konnte, ob Porter schuldig ist, muss das Verfahren gegen ihn neu aufgerollt werden.
Nero hatte sich gegen ein Geschworenenverfahren entschieden. Der Richter in seinem Prozess war ein Schwarzer.
Die Bürgermeisterin von Baltimore, Stephanie Rawlings-Blake, rief nach dem Urteil dazu auf, Ruhe zu bewahren. «Das ist unser amerikanisches Rechtssystem und Polizisten müssen sich in dem selben Rechtssystem verantworten wie jeder andere Bürger in dieser Stadt, diesem Staat und diesem Land», erklärte sie.
Nun da das Verfahren gegen Nero abgeschlossen sei, erwarte ihn eine interne Überprüfung. «Falls es in der Stadt zu Unruhen kommt, sind wir vorbereitet.» (sda/dpa)