Mit Hilfe einer Maschine, die das Erbrechen simuliert, haben US-Forscher die Ausbreitung von Noroviren verfolgen können. Demnach verteilen sich die Virenpartikel in der Luft und lagern sich auf Oberflächen ab.
Noroviren sind hochansteckende Erreger von Brechdurchfall, landläufig Magen-Darm-Grippe genannt. In der Schweiz infizieren sich gemäss Schätzungen zwischen 400'00 und 600'000 Menschen pro Jahr. Sehr häufig kommt es zu Ausbrüchen in Altersheimen und Kindertagesstätten. Vor allem bei alten Menschen kann das Virus zu schweren Erkrankungen oder gar zum Tod führen.
Für eine Ansteckung genügen laut Experten 10 bis 100 Viruspartikel. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass sich häufig Menschen mit Noroviren anstecken, die mit Erbrochenem von Patienten in Kontakt kommen, schreibt die North Carolina State University (NC State) in einer Mitteilung.
Erbrochenes aus dem Tonkopf
Mit Hilfe eines selbst entwickelten «Kotz-Simulators» ist sind Norovirenforscher um Lee-Ann Jaykus von der NC State der Frage nachgegangen, ob diese Viren beim Erbrechen in die Luft gelangen und sich zum Beispiel auf Oberflächen ablagern können. Dazu haben sie eine Druckkammer mit Schläuchen und einem Tonkopf versehen, die Magen, Speiseröhre und Mund darstellen.
Der Roboter kann künstliches Erbrochenes in verschiedenen Mengen und Drücken von sich geben. Das Ganze befindet sich in einer Plexiglaskiste unter einem Sicherheits-Luftabzug. Ein Gastroenterologe, spezialisiert auf den Verdauungstrakt, half bei der Entwicklung.
Der künstliche Vomitus besteht aus Flüssigkeiten unterschiedlicher Zähigkeit, das Virus wurde mit einem für Menschen ungefährlichen, dem Norovirus ähnlichen Bakteriophagen ersetzt.
In den Experimenten zeigte sich, dass eine prozentual geringe Menge an Viruspartikeln beim Erbrechen in die Luft gelangen, wie die Forscher nun im Fachjournal «PLOS ONE» berichten. Da Kranke beim Sich-Übergeben jeweils Millionen von Viren abgeben, schicken sie pro Mal zwischen einigen wenigen bis zu einigen Tausend Partikeln in die Umgebung.
«Diese Maschine mag seltsam erscheinen», sagte Jaykus in der Mitteilung. «Doch sie hilft uns dabei, eine Krankheit zu verstehen, die Millionen von Menschen betrifft.» Diese Arbeit könne dabei helfen, die Ausbreitung von Noroviren zu verhindern oder einzudämmen - «und da ist nichts Komisches dabei.» (sda)