Nach dem Terroranschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen ist der Luftverkehr am Mittwoch wieder aufgenommen worden. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Es herrschte aber ein grosses Chaos, hunderte Flüge fielen aus.
Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen von oder nach Atatürk Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche ratlose Reisende vor dem Flughafen gestrandet, die vor den Terrorangriffen aus dem Terminal geflohen waren.
Nach dem Angriff hatte Ministerpräsident Binali Yildirim den Flughafen noch in der Nacht besucht. Er hatte den Flughafen für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt.
Drei Selbstmordattentäter hatten nach Regierungsangaben am Vorabend mindestens 36 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Mindestens 147 Menschen wurden verletzt. Yildrim sprach von Hinweisen, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hinter dem Angriff steckt. Unter den Opfern seien Türken und Ausländer, zu deren Nationalität er allerdings keine Angaben machte.
Attentäter kamen per Taxi
Nach Yildirims Angaben trafen die Attentäter am Dienstagabend mit dem Taxi am Flughafen ein. Im Terminalgebäude hätten sie dann das Feuer aus Maschinengewehren eröffnet, ehe sie sich selbst in die Luft sprengten. Zur Identität und Herkunft der Angreifer machte er keine Angaben.
Aus türkischen Regierungskreisen hiess es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer in den Innenbereich des Terminals gelangten.
Aus Regierungskreisen hiess es weiter, zwei der Angreifer hätten sich vor dem Ankunftsbereich des Internationalen Terminals in die Luft gesprengt, ein weiterer auf dem angrenzenden Parkplatz. Mindestens einer der Angreifer sei von der Polizei beschossen worden, bevor er seine Sprengstoffweste gezündet habe.
Erdogan appelliert an Westen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kam in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf, besonders die westlichen Staaten.
Das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. Die Bomben hätten in jedem Flughafen auf der ganzen Welt detonieren können. «Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom», liess sich Erdogan zitieren.
Wiederholte Anschläge
Die Türkei war in den vergangenen Monaten mehrmals Ziel terroristischer Anschläge. Bei einem IS-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Touristen getötet worden.
Neben dem IS verübt auch die TAK - eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK - immer wieder Anschläge in türkischen Metropolen. Vor drei Wochen erst waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Das Attentat war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbuls.
Die TAK hat auch ausländische Touristen vor Türkeibesuchen gewarnt. Im vergangenen Dezember hatte die Gruppierung einen Mörserangriff auf den Flughafen Sabiha Gökcen verübt. (sda/dpa/afp/reu)