Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerät in Syrien und Irak weiter unter Druck - und schlägt im Westirak zurück. Die Bewohner der belagerten syrischen Stadt Daraja hingegen können zum ersten Mal seit Jahren aufatmen.
Einheiten der von Kurden geführten Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) hätten bei ihrem Angriff auf die Stadt Minbidsch in der nordsyrischen Provinz Aleppo mehrere Dörfer und Höfe einnehmen können, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch.
Bei den Luftschlägen durch die US-geführte Koalition in den Aussenbezirken der strategisch wichtigen Stadt seien mindestens 15 Zivilisten gestorben, darunter drei Kinder.
Die DFS sind ein Zusammenschluss der Kurdenmiliz YPG und weiterer Gruppen. Die YPG ist in Syrien wichtigster Partner der US-geführten Koalition. Bereits vor einigen Tagen hatten Einheiten der DFS mit US-Unterstützung einen Grossangriff nördlich der IS-Hochburg Al-Rakka gestartet.
Vor Angriff auf Rakka
Die neue Offensive bei Minbidsch zielt Aktivisten zufolge auf die Nachschubwege des IS. Die Terrormiliz kontrolliert ein strategisch wichtiges Gebiet entlang der türkisch-syrischen Grenze.
Der Kampf um die Region um Minbidsch könne letztendlich wichtiger sein als der Kampf um Al-Rakka, sagten Analysten der Soufan Group. Beobachter gehen auch davon aus, dass auf eine erfolgreiche Rückeroberung von Manbidsch ein Angriff auf Rakka, das quasi als IS-Hauptstadt fungiert, folgt.
Zum ersten Mal seit 2012 erreichte dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zufolge am Mittwoch ein Hilfskonvoi Daraja, ein von Regimekräften belagerter Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus. Vor einigen Wochen waren dem Roten Kreuz und einem Hilfskonvoi der Vereinten Nationen die Einfahrt in die Stadt verwehrt worden, obwohl die syrische Regierung eine entsprechende Erlaubnis erteilt hatte.
Zuvor hatte das russische Militär eine zweitägige Waffenrufe für Daraja verkündet. Die Feuerpause gelte seit Mittwoch 0.00 Uhr und sei mit der syrischen Regierung und mit den USA abgestimmt, sagte der russische General Sergej Kuralenko der Agentur Interfax zufolge. Daraja gilt als Hochburg der Opposition gegen Präsident Baschar al-Assad.
IS-Zuckungen im Zweistromland
Im Irak griff die Terrormiliz IS unterdessen die Stadt Kabisa im Westen des Landes an. Dabei habe der IS Autobomben eingesetzt und Selbstmordattentate verübt, teilte eine Quelle im Militär mit. Mindestens sechs Soldaten sowie mehrere IS-Kämpfer seien bei den Kämpfen getötet worden.
Kabisa liegt rund 180 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad und nahe der Provinzhauptstadt Ramadi, die bis Dezember 2015 vom IS kontrolliert wurde.
Die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) stehen im Irak massiv unter Druck. In den vergangenen Monaten verlor sie eine Reihe wichtiger Städte im Westirak.
Vergangene Woche hatten irakische Kräfte und verbündete Milizen mit Unterstützung von US-Luftangriffen eine Offensive gestartet, um den IS aus Falludscha zu vertreiben. Die Stadt ist nach der nordirakischen Millionenmetropole Mossul die wichtigste IS-Hochburg im Irak.
UNICEF sorgt sich um Falludscha
Hilfsorganisationen zufolge zeichnet sich in Falludscha eine humanitäre Katastrophe ab. Allein 20'000 Kinder sind dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF zufolge in der Stadt eingeschlossen. «Während die Gewalt in Falludscha und weiteren Teilen des Iraks eskaliert, machen wir uns grosse Sorgen um die Sicherheit der Kinder», teilte der UNICEF-Leiter im Irak, Peter Hawkins, mit. Kinder liefen Gefahr, für Kämpfe zwangsrekrutiert oder von ihren Familien getrennt zu werden.
«Berichten zufolge werden Essen und Medikamente knapp, und es mangelt an sauberem Trinkwasser» in Falludscha, sagte Hawkins. Dem Norwegischen Flüchtlingsrat zufolge sind in der Stadt insgesamt rund 50'000 Menschen eingekesselt. (sda/dpa/afp)