Die Zustimmung zur Atomausstiegsinitiative schwindet gemäss der SRG-Trendumfrage. 48 Prozent wären noch bestimmt oder eher dafür gewesen, wenn am 6. November abgestimmt worden wäre. 46 Prozent dagegen lehnten das Volksbegehren bestimmt oder eher ab.
Das spricht für eine Patt-Situation, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten 2. SRG-Trendumfrage hervorgeht, die vom Forschungsinstitut gfs.bern realisiert wurde. Die Entwicklung der Stimmabsichten gegenüber der ersten Welle der Befragung weise allerdings auf einen Nein-Trend hin.
So habe die Gegnerschaft innert vier Wochen um zehn Prozentpunkte zugelegt. Die Befürwortung dagegen sei um neun Prozentpunkte gesunken.
Mit der Hauptphase des Abstimmungskampfes sei der Vorsprung der Ja-Seite damit weitgehend verschwunden. Erwartet werde seitens der Teilnahmewilligen eine Ablehnung der Atomausstiegsinitiative und zwar etwas deutlicher als noch vor einem Monat.
Die parteipolitische Polarisierung der Stimmabsichten habe leicht zugenommen. An der Basis der Grünen seien stabile 93 Prozent für die eigene Initiative und fünf Prozent seien dagegen. Auch bei der SP überwiege das Ja mit 76 zu 18 deutlich und sei stabil. Parteiungebundene hätten sich auch in der zweiten Umfrage in das befürwortende Lager eingereiht.
Position der CVP noch offen
Den Gegenpol bildeten die Sympathisanten der SVP und der FDP. Beide Wählergruppen seien noch deutlicher als vor einem Monat gegen die Atomausstiegsinitiative und in beiden Wählergruppen habe ein Nein-Aufbau auf Kosten des Ja stattgefunden. Bei der CVP sei die finale Position noch offen. Argumentativ neigten die Wählenden zum Ja, allerdings wirke die Energiestrategie als Alternative.
Die grösste Unsicherheit zum Abstimmungsausgang besteht laut gfs.bern in den Regionen der Sprachminderheiten, denn die Meinungsbildung sei dort nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. In der italienischsprachigen Schweiz liege das Ja recht stabil vorne, in der Westschweiz gebe es ebenso aktuell mehr Befürworter, doch sinke die Zustimmungsbereitschaft. In der Deutschschweiz seien die Mehrheiten von der ersten zur zweiten Umfrage gekippt. 45 Prozent Ja stehen dort 50 Prozent Nein gegenüber.
Geblieben ist auch der Geschlechterunterschied. Frauen befürworten die Vorlage im Verhältnis von 56:37, Männer lehnen sie mit 39:56 ab.
Populärstes Argument für die Initiative sei, dass die Energiewende nur mit einem geordneten Ausstieg Realität würde, hiess es in der Mitteilung. Mehr als drei Viertel der Teilnahmewilligen hätten dem zugestimmt. Fast zwei Drittel hielten den Ausstieg aus der Kernenergie für machbar.
55 Prozent dagegen seien mehr oder minder der Ansicht, Regierung und Parlament hätten mit der Energiestrategie 2050 einen vernünftigen Weg aus der Kernenergie gewiesen und das genüge.
«Normalfall» bei linker Initiative
Das bisher auffindbare Muster entspricht gemäss dem Forschungsinstitut dem Normalfall bei einer linken Volksinitiative. Sie schneide besser ab als andere, weil parteipolitisch Ungebundene sie mehrheitlich unterstützten. Der negative Trend in der Meinungsbildung werde von Rechts und vom Land her bestimmt.
Die zweite Welle der SRG-SSR-Trendbefragung zur Volksabstimmung am 27. November wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 2. und 9. November bei 1406 repräsentativ ausgewählten Stimmberechtigten durchgeführt. Der statistische Unsicherheitsbereich wird mit plus/minus 2.7 Prozentpunkten angegeben. (sda)