US-Verteidigungsminister James Mattis, NATO-Chef Jens Stoltenberg und Afghanistans Präsident Aschraf Ghani haben in Kabul das weitere militärische Vorgehen im Land präsentiert. Ihre Vorstellung wurde begleitet von zahlreichen Raketen, die auf Kabul gefeuert wurden.
Der afghanische Präsident Ghani forderte vor den Medien die NATO-Länder auf, dem Beispiel der USA zu folgen und für das Training der afghanischen Streitkräfte mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken.
Die Kurzvisite von Stoltenberg und Mattis erfolgte überraschend und hatte offensichtlich den Zweck, die neuen Afghanistanpläne von US-Präsident Donald Trump sowie den verstärkten NATO-Einsatz vorzustellen.
USA geben nicht auf
Die von Trump vor rund einem Monat präsentierten Pläne sehen nach Jahren des Abzugs von internationalen Soldaten eine Aufstockung von mindestens 3000 US-Soldaten vor. Auch viele NATO-Länder hätten eine Verstärkung ihrer Kontingente versprochen, sagte NATO-Generalsekretär Stoltenberg.
Eine Gesamtzahl wollte er aber auch in Kabul nicht preisgeben. Angesichts der Sicherheitslage könne Afghanistan wieder im Chaos versinken und erneut zu einem Hort extremistischer Gruppen werden, warnte Stoltenberg.
Die Sicherheitslage hat sich zuletzt deutlich verschlechtert. Die Taliban-Miliz soll mittlerweile wieder rund elf Prozent des Landes kontrollieren. Weitere 30 Prozent sind umkämpft. «Wir geben diesen Kampf nicht auf», sagte James Mattis.
Er drängte die Taliban dazu, den Verhandlungsweg zur Lösung des Konflikts in dem Land einzuschlagen. Die Islamisten müssten begreifen, dass sie die Regierung nicht stürzen könnten. Die USA würden nicht zulassen, dass sich ein «gnadenloser Feind an die Macht tötet».
Raketen von Taliban und IS
Während des Treffens von Stoltenberg und Mattis mit Ghani schlugen am Flughafen der Stadt mehrere Raketen ein. Zu der Serie bekannten sich sowohl die Taliban als auch die IS-Terrormiliz. Ziel sei das Flugzeug von James Mattis gewesen, twitterte ein Talibansprecher.
Der IS liess über sein Sprachrohr Amak verlauten, eine Gruppe seiner Kämpfer habe den militärischen Teil des Flughafens angegriffen, darunter «mehrere Flugzeuge» (in der arabischen Version «einen US-Jet»).
Die Situation blieb an Nachmittag unübersichtlich. Polizeisprecher Basir Mudschahid sagte, eine Rakete sei in einem Haus gelandet und habe einen Zivilisten getötet und zehn verletzt. Zuvor hatten Regierungssprecher angegeben, die Geschosse hätten nur den militärischen Teil des Flughafens getroffen. Die Zahl der Raketen schwankte je nach Quelle zwischen drei und 30. (sda/dpa/reu)