Bundesratswahl: Mitte-Kandidaten Ritter und Pfister sind für Homöopathie

Markus Ritter, Nationalrat Die Mitte und Praesident des Schweizer Bauernverbandes, posiert fuer ein Portrait auf seinem Hof, am Montag, 27. Januar 2025, in Altstaetten. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Naturverbunden: Markus Ritter auf seinem Bauernhof in Altstätten SG.Bild: keystone

Beide Mitte-Kandidaten lieben Globuli

Bundesratskandidat Markus Ritter verabreicht sogar seinen Kühen ab und zu Homöopathie. Und auch sein Kontrahent Martin Pfister hat eine Vorliebe für Alternativmedizin.
09.02.2025, 08:2309.02.2025, 13:43

Die Ersatzwahl für Verteidigungsministerin Viola Amherd sorgte schon gewaltig für Aufregung: Da war zuerst der unerwartete Rücktritt der Walliserin, dann der ebenfalls unerwartete Verzicht von Kronfavorit und Mitte-Parteichef Gerhard Pfister, die unerwartete Kandidatur von Bauernpräsident Markus Ritter und dann die irgendwann nicht mehr so unerwarteten Schwierigkeiten, einen zweiten kompetenten Namen aufs Ticket zu bringen.

Nun bringen sich die beiden Kandidaten in Stellung. Während Ritter dabei vorprescht und nicht müde wird zu betonen, mit welch grossem Elan er das VBS übernehmen und «aufräumen» werde, gibt sich Pfister zurückhaltender und versucht mit einer bedachten Ausdrucksweise zu punkten. In einem anderen Punkt sind sich die beiden Mitte-Kandidaten hingegen sehr ähnlich: Beide sind von Alternativmedizin überzeugt.

Pfister hat als jahrelanger Präsident der Höheren Fachschule für Naturheilverfahren und Homöopathie in Zug (HFNH) eine hohe Affinität zur Alternativmedizin. Auch war er Geschäftsführer der Konferenz der Höheren Fachschulen der Alternativmedizin Schweiz. Zudem führt seine Frau eine Praxis für medizinische Massagen und ist im Register für Komplementärmedizin eingetragen, wie die NZZ am Sonntag berichtet.

Laut der Zeitung hat Pfister die Alternativmedizin-Mandate kurzzeitig von seiner Webseite gelöscht. Aus Angst vor einem Reputationsschaden vor der Bundesratswahl? Alternativmedizin und insbesondere Homöopathie sind bei Verfechtern der Schulmedizin umstritten, da es kaum wissenschaftliche Nachweise gibt, dass die Therapiemethoden wirksam sind.

Pfister wiegelt ab: Er habe seine Webseite lediglich für die Kandidatur auf Vordermann bringen und aktualisieren wollen. Man könne problemlos über sein früheres Engagement berichten, so Pfister gegenüber der NZZ. Unterdessen sind die Mandate wieder aufgeführt.

Ihm sei eine gute Ausbildung von Alternativmedizinern stets wichtig gewesen, so Pfister, da tausende Menschen in der Schweiz solche Behandlungsmethoden in Anspruch nähmen. Er sehe, dass diese vielen Menschen helfen würden.

«Wenn sie den Menschen nützt, ist das gut. Ich habe nie hinterfragt, warum sie nützt.»

Auch sein Kontrahent im Bundesratsrennen ist felsenfest von der Wirksamkeit der Homöopathie überzeugt. Ritter sagt gegenüber der NZZ:

«Meine Frau gibt mir ab und zu ein paar Chügeli.»

Auch die Kühe auf dem Hof würden mitunter mit homöopathischen Mitteln behandelt. Er verzichte, wann immer es gehe, auf Antibiotika, so Ritter. «Gerade bei langwierigen Krankheiten erzielen wir mit Leinsamen, Tee und Globuli gute Resultate.» Erkranke ein Tier aber akut, greife er auf schulmedizinische Mittel zurück.

Seine Überzeugung bezüglich Alternativmedizin geht auf ein Erlebnis mit seinem jüngsten Sohn zurück, erklärte Ritter vor Jahren. Dieser habe im Alter von drei Jahren immer noch nicht gesprochen. Nach einer Globuli-Behandlung allerdings fing er damit an. «Das zeigte mir, dass es noch mehr gibt als die Schulmedizin», so Ritter damals gegenüber der «SonntagsZeitung».

(con)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tylototriton
09.02.2025 08:45registriert August 2024
"Nach einer Globuli-Behandlung allerdings fing er damit an. «Das zeigte mir, dass es noch mehr gibt als die Schulmedizin»

Als ich kürzlich eine Lindorkugel auspackte und das Papier raschelte, ging im Nachbarhaus das Licht an. Das zeigt mir, dass es mehr gibt als Lichtschalter.
In diesem Sinne: Sapere aude - auf dass die Schweiz und ihre Regierung nicht vollends verblödet...
1528
Melden
Zum Kommentar
avatar
Geff Joldblum
09.02.2025 08:41registriert August 2019
Bei solchen Artikeln immer wichtig: Homöopathie und "Naturmedizin" sollten nicht vermischt werden. Während ersteres völliger Gugus ist, gibt es in der Naturheilkunde doch auch hin und wieder etwas wirksames und sinnvolles zu finden.
1138
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mimir
09.02.2025 08:42registriert Januar 2024
Wäre nicht das gleiche geschehen, wenn Ritters Sohn bis zu seinem 3. Geburtstag mit Globuli behandelt wurde, dann ab Jahr 3 durch einen Schulmediziner? Und wow, Ritters Kühe erholen sich von einfachen Krankheiten ((mit Globuli)) von selbst, bei schweren Krankheiten jedoch nicht. Bei so viel Mühe kausale Zusammenhänge zu erkennen bei einem Spitzenpolitiker wird einem Angst und Bange.
988
Melden
Zum Kommentar
50