Sechs Wochen nach dem Brexit-Votum senkt die Bank of England erwartungsgemäss den Leitzins. Überraschend ist, dass die britischen Währungshüter gleichzeitig ihr Wertpapierkaufprogramm ausweiten.
Mit der Senkung des Zinssatzes von 0.50 Prozent auf 0.25 Prozent reagiert die Zentralbank auf Sorgen, die britische Wirtschaft könnte nach dem Votum für einen Ausstieg Grossbritanniens aus der EU abstürzen.
Denn ob Grossbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird, ist alles andere als sicher. Diese Unsicherheit drückt auf die Konsumlaune und lastet auf der Investitionsbereitschaft der Unternehmen.
Kaufprogramm wird ausgeweitet
Die Leitzinssenkung ist aber nur ein Teil eines gesamten Massnahmenbündels, um die Konjunktur zu stützen. So erhöht die Bank of England das Gesamtvolumen des Wertpapierkaufprogramms von derzeit 375 Milliarden auf 435 Milliarden Pfund, umgerechnet knapp 560 Milliarden Franken.
Die Entscheidung bedeutet, dass die Notenbank nun wieder Wertpapiere kaufen wird. Das bisherige Gesamtvolumen war nämlich bereits ausgeschöpft. Ökonomen waren mehrheitlich von einem unveränderten Volumen ausgegangen.
Konjunktureinbruch droht
Ferner wird die britische Zentralbank künftig Unternehmensanleihen kaufen. Über 18 Monate sollen Papiere im Wert von bis zu 10 Milliarden Pfund erworben werden. Die Aussichten für die britische Wirtschaft hätten sich nach dem Brexit-Votum deutlich abgeschwächt, begründeten die Währungshüter den Schritt am Donnerstag.
Grossbritannien steuert auf den stärksten Konjunktureinbruch seit sieben Jahren zu. Die Notenbank rechnet für 2016 mit einer konjunkturellen Stagnation und signalisiert, dass sie noch dieses Jahr zu einer weiteren Zinssenkung bereit ist. (sda/dpa/reu)